Alternative Bezeichnungen: Matricaria recutita, Chamomilla recutita, Matricaria recutita
Wo
Die Kamille ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Zur Herstellung von Heilmitteln werden die Blütenköpfe der Pflanze verwendet, aus denen auch das ätherische Öl gewonnen wird. Unter den Hauptwirkstoffen des Öls finden sich alpha-Bisabolol, Bisabololoxide, Bisabolonoxid, Chamazulen sowie Polyine (Spiroether, Polyacetylene). Weiters enthält die Kamille Flavonoide (Derivate des Apigenins, Luteolins und Quercitrins), Cumarine, Polysaccharide (Schleime des Fruchtknotens und Körbchenbodens) und Phenolcarbonsäuren.
Wirkung
Die Wirkungen der Kamille werden als entzündungshemmend (antiphlogistisch), krampflösend (spasmolytisch), wundheilungsfördernd, geruchshemmend sowie antibakteriell beschrieben. Wissenschaftlich gut belegt sind die Effekte der Pflanze bei gastrointestinalen Krämpfen (Wirkstoff Apigenin) und entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Weiters schützt Kamille auch vor der Bildung von Geschwüren im oberen Verdauungstrakt (stress- oder alkoholinduziert) und kann die Abheilung chemisch bzw. thermisch induzierter Geschwüre beschleunigen. Von besonderem Wert sind die entzündungshemmenden Eigenschaften der Kamille, für welche besonders die Inhaltsstoffe Chamazulen, Spiroether, Matricin und alpha-Bisabolol verantwortlich sind. Diese Effekte kommen durch eine Hemmung der für die Entstehung von Entzündungen wichtigen Enzyme Cyclooxygenase und Lipoxygenase zustande. Auch die Wundheilung wird durch den Kamilleninhaltsstoff Chamazulen beschleunigt, wobei es zu einer insgesamten Anregung des Hautstoffwechsels kommt.
Indikation
- Entzündungen im Mund- und Rachenbereich
- Blähungen
- Verdauungsstörungen (Dyspepsien)
- Magenschleimhautentzündungen
- Hämorrhoiden
- Hauterkrankungen
Mögl. Indikationen
In Experimenten zeigten Kamillenauszüge bei Mäusen beruhigende Wirkungen, und es kam zu einer Verlängerung der Schlafzeit. In der Erfahrungsheilkunde sowie Homöopathie wird Kamille bei innerer Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen sowie Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Weiters besitzt das ätherische Öl der Kamille antibakterielle sowie fungizide (gegen Pilze gerichtete) Effekte, wodurch der Gehalt an Kamillenextrakten in Wund- und Heilsalben zusätzlich an Bedeutung gewinnt. Bei Durchfallerkrankungen von Kindern hat sich die Kombination von Kamillenextrakt sowie Apfelpektin als hilfreich erwiesen.
Dosierung
Kamillenextrakte können innerlich, äußerlich sowie in Form von Inhalation angewendet werden. Standardisierte Auszüge oder Fertigarzneimittel gibt es für die äußerliche Behandlung bei Haut- und Schleimhautentzündungen (Erkrankungen der Mundhöhle und des Zahnfleisches), Entzündungen und Reizzustände der oberen Atemwege (Inhalation) bzw. im Anal- (Hämorrhoiden, Fissuren) sowie Genitalbereich (Bäder, Spülungen). Die empfohlene mittlere Tagesdosis des ätherischen Kamillenöls liegt bei 36 Milligramm. Bei Kapseln empfiehlt sich eine Tagesdosierung zwischen 20 und 40 mg.
Hinweise
Für die Anwendung von Kamille sind keine Neben- oder Wechselwirkungen bzw. Kontraindikationen bekannt. In seltenen Fällen kann es bei äußerlicher Anwendung zu allergischen Hautreaktionen kommen, die aber vermutlich nicht auf die echte Kamille, sondern auf Beimischungen von Hundskamille (Anthemis cotula) und dem darin enthaltenen Allergen Anthecotulid zurückzuführen sind.