Alternative Bezeichnungen: Johanniskraut
Wo
Johanniskraut (St. John’s-wort, Hypericum perforatum), eine ca. 50 bis 100 cm hohe Pflanze, die rund um ihren Stängel kleine ovale Blätter trägt, wächst in Europa, Nordafrika und Westasien an sonnigen und trockenen Wegrändern, Waldrändern und Böschungen. Es wird zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) gezählt und ist in Europa im Volksmund auch als Herrgottsblut, Teufelsfluchtkraut, Bockskraut, Mannskraft, Mariabettstroh oder Elfenblut bekannt. Die buschig verzweigte Pflanze trägt im oberen Bereich Blätter mit rötlich-braunen Punkten, die ein rotes Öl enthalten. Zu den wichtigsten Inhaltstoffen des Johanniskrauts zählen Naphtobianthrone (z.B. Hypericin), ätherisches Öl, Flavonoide sowie Gerbstoffe. Als Arzneimittel findet der so genannte Blütenhorizont, das sind die blühenden oberirdischen Pflanzenteile (Hyperici herba), Verwendung.
Wirkung
Therapeutische Relevanz erlangen die Inhaltstoffe des Johanniskrauts, indem sie in unterschiedlicher Weise die Wirkung von Botenstoffen (Neurotransmitter) des Gehirns (z. B. Noradrenalin, Serotonin sowie Dopamin) beeinflussen. So enthält Johanniskraut stimmungsaufhellende und entzündungshemmende Wirksubstanzen. Johanniskraut gehört zu den ältesten bekannten Heilmitteln bei der Behandlung von Depressionen. Hypericin, der Hauptwirkstoff des Johanniskrauts, beeinflusst den Gehirnstoffwechsel und die Reizübertragung zwischen den Gehirnzellen durch die Steuerung von Neurotransmittern (z. B. Dopamin). Es hemmt sogenannte Stresshormone (Noradrenalin) und wirkt somit stimmungsaufhellend. Bei einem depressiv verstimmten Patienten stehen die Botenstoffe nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Der Stoffwechsel zwischen den Nervenzellen ist gestört. Dem wirkt der Inhaltsstoff Hyperforin entgegen, der außerdem entzündungshemmend, angstlösend und schlaffördernd agiert. Quercitrin und Quercetin hemmen das Enzym Monoaminooxydase (MAO) und verlangsamen dadurch den Abbau des als „Glückshormon“ bekannten Botenstoffes Serotonin. Ein hoher Serotoninspiegel führt nicht nur zu einer Stimmungsaufhellung, sondern fördert auch die Durchblutung und Verdauung. Das ätherische Öl im Johanniskraut-Extrakt wirkt antibakteriell und antiviral. Die adstringierenden Gerbstoffe verdichten mikroskopisch kleine Oberflächen des Körpergewebes. Eventuelle Entzündungserreger finden dort weniger Angriffsfläche und Wunden heilen schneller.
Indikation
- Depressive Verstimmungszustände, Depressionen (z. B. Winterdepression)
- Angstzustände und innere Unruhe
- Schlafstörungen
- Wundheilung (z. B. bei Verletzungen, Verbrennungen 1. Grades)
- Entzündungen (Darmentzündungen)
- Myalgien, Muskelrisse und Blutergüsse (äußerliche Anwendung)
Mögl. Indikationen
Als Tee oder Öl kommt Johanniskraut bei verschiedenen dyspeptischen Beschwerden (Beschwerden im Oberbauch unterschiedlicher Genese; z. B. Reizmagen, Katarrhe) zur Anwendung. Traditionelle Verwendung fand Johanniskraut außerdem als Anthelminthikum (Wurmmittel) und bei Leber-Galle-Erkrankungen. Äußerlich wird Johanniskrautöl auch gerne zur Pflege spröder Haut oder alter Narben eingesetzt.
Dosierung
Empfohlen wird die Einnahme einer täglichen Menge zwischen 300 bis 1000 mg Johanniskraut. Die erforderliche Tagesdosis bei der Behandlung einer leichten bis mittelschweren Verstimmung liegt bei etwa 500 bis 800 mg des Wirkstoffes.
Hinweise
Johanniskraut wird als Tee, Tropfen, Kapseln oder Pflanzensaft im Handel angeboten. Äußerlich findet das Johanniskrautöl Anwendung. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, ist darauf zu achten, dass die Gabe über einen längeren Zeitraum erfolgt. Es dauert mindestens drei Wochen, bis die ersten Erfolge spürbar werden. Die Behandlung sollte aber mindestens weitere 4 bis 6 Monate fortgeführt werden. Johanniskraut wird auch in hohen Dosen gut vertragen und es sind kaum Nebenwirkungen bekannt. Zu beachten ist allerdings, dass Johanniskraut die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlen erhöht (Photosensibilisierung), weshalb es nicht vor Sonnenbädern, Solarium und Höhensonne eingenommen bzw. auf die Haut aufgetragen werden soll. Bei Überdosierung wurden in seltenen Fällen Blutdruckabfall und Übelkeit beobachtet.