Alternative Bezeichnungen: Digitalis lanata, Digitalis purpurea
Wo
Der in Europa beheimatete Fingerhut ist eine Pflanze aus der Familie der Rachenblütler (Scophulariaceae), wobei zwischen dem wolligen und dem roten Fingerhut unterschieden wird. In der Heilkunde finden die getrockneten Laubblätter (Folia Digitalis) der im ersten Jahr gebildeten Blattrosette Verwendung, in denen sich ein Gemisch aus etwa 30 herzwirksamen Glykosiden findet.
Wirkung
Therapeutisch relevant sind bestimmte aus der Pflanze isolierte Reinglykoside, da eine exakte Dosierung leichter fällt. Außerdem liegen für die Reinglykoside zahlreiche pharmakologische Untersuchungen vor. Extrakte aus der Pflanze werden nicht verwendet, da ihre Wirkung aufgrund der schwierigen Dosierung nicht genau vorhersehbar ist. Die Effekte dieser Wirkstoffe sind fast ausschließlich auf das Herz gerichtet und sind positiv inotrop (Kontraktionskraft des Herzmuskels fördernd), negativ chronotrop (Schlagfrequenz des Herzens senkend) sowie negativ dromotrop (die Reizleitung im Herzen hemmend).
Bereits sehr kleine Mengen wirken stärkend auf die Akkomodationsleistung des Auges.
Indikation
- Asthenopie (okulär bedingte Störungen des Sehens und des Allgemeinbefindens, die bei Entlastung des Sehsystems nachlassen)
- Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)
- tachykarde Arrhythmieformen (Herzrasen) und Vorhofextrasystolen (Herzrhythmusstörungen)
Mögl. Indikationen
In der Homöopathie werden Zubereitungen aus frischen Blättern des roten Fingerhuts neben Herzerkrankungen auch bei Depressionen sowie bei Prostatahyperplasie (Vergößerung der Prostata) eingesetzt.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung bei Herzinsuffizienz entspricht im Normalfall einer Einzeldosis von 0,1 Gramm. Die maximale Einzeldosis sollte 0,3 Gramm, die maximale Tagesdosis 1 Gramm oral nicht übersteigen. Die therapeutisch wirksame Konzentration ist individuell zu ermitteln.
Hinweise
Als Nebenwirkung bei Fingerhutblatt können durch Erregung der Chemorezeptor-Triggerzone im Zentralnervensystem Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Eine falsche Dosierung sowie unterschiedliche individuelle Empfindlichkeiten können zu akuten Vergiftungen führen. Zu den ersten Symptomen zählen hierbei Kopfschmerzen, Schwindel, Speichelfluss, Brechreiz sowie mehrtägiges Erbrechen.