Alternative Bezeichnungen: Atropa belladonna, Tollkraut, Schlafkirsche, Belladonna
Wo
Bei der Tollkirsche handelt es sich um ein Staudengewächs aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Als Arzneidroge finden Blätter (Belladonnae folium) und Wurzeln (Belladonnae radix) der Pflanze Verwendung. Bezüglich der Inhaltsstoffe enthalten Blätter und Wurzeln die Alkaloide L-Hyoscyamin, Atropin sowie Scopolamin.
Wirkung
Die therapeutischen wie auch toxischen (giftigen) Effekte der Tollkirsche kommen durch die Wirksamkeit der in der Pflanze enthaltenen Alkaloide (kompliziert aufgebaute, stickstoffhaltige Naturstoffe) zustande. Diese besitzen entgegengesetzte (antagonistische) Wirkungen wie der Neurotransmitter Acetylcholin (ein wichtiger Botenstoff im Nervensystem), indem insbesondere die muscarinähnlichen Effekte von Acetylcholin aufgehoben werden (m-Cholinozeptorenblocker). In der Heilkunde werden Tinkturen sowie standardisierte Extrakte der Tollkirsche bei Spasmen und kolikartigen Schmerzen im Bereich des Magen-Darm-Trakts sowie der Gallenwege eingesetzt. Bei solchen Beschwerden führt die Tollkirsche zu einer Erschlaffung der betroffenen glattmuskulären Organe.
Indikation
- Magen-Darm-Spasmen und Krämpfe
- Gallenkolik
Mögl. Indikationen
In der Homöopathie wird die Tollkirsche in Form der kompletten frischen Pflanze als Konstitutionsmittel bei Fieber mit Hyperämie, trockenen, geröteten Mundschleimhäuten und Rachenmandeln (Tonsillen), trockenem Krampfhusten, Koliken sowie klopfenden Kopfschmerzen eingesetzt.
Dosierung
Zur therapeutischen Anwendung dürfen hinsichtlich des Alkaloidgehaltes nur exakt standardisierte Präparationen gelangen. Die maximale Tagesdosierung beträgt in etwa 2 Milligramm in Bezug auf die Gesamtalkaloidmenge.
Hinweise
Die Tollkirsche hat vielfältige Nebenwirkung. Dazu zählen Mundtrockenheit, Abnahme der Schweißsekretion, Akkommodationsstörungen (Fähigkeit des Auges zur Scharfeinstellung), Tachykardie (Anstieg der Herzfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute) und Miktionsbeschwerden (Probleme beim Harnlassen). Bei Überdosierung kann es zu Halluzinationen sowie Krampfanfällen kommen. Die Tollkirsche gilt als sehr stark giftige Pflanze. Vergiftungssymptome sind Rötung des Gesichts, Trockenheit der Schleimhäute, beschleunigter Puls und Mydriasis (Pupillenweitung).