Alternative Bezeichnungen: Faulbaum, Rhamni purshianae cortex
Wo
Bei der Faulbaumrinde (Cascararinde, Cascara sagrada, Rhamni purshianae cortex) handelt es sich um die Rinde des Faulbaumes (Rhamnus frangula, Frangula alnus Miller), einem Strauch aus der Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae). In der Heilkunde wird der Faulbaum aufgrund seiner Inhaltsstoffe aus der Gruppe der 1,8-Dihydroxyanthracenderivate (Cascaroside wie etwa Glucofrangulin A und B sowie Frangulin A und B) sowie Aglykone (Frangula-Emodin, Chrysophanol, Physcion) verwendet. Als Arzneimittel findet die „gealterte“ Rinde Verwendung, da die frische Rinde giftig ist. Durch mindestens einjährige Lagerung oder künstliche Alterung (z.B. Erhitzen) oxidieren die in der frischen Rinde genuin als Anthron- und Dianthronglycoside vorliegenden Glucofranguline.
Wirkung
Therapeutische Relevanz erlangt die Faulbaumrinde durch ihre laxierende (abführende) Wirkung. Diese lässt sich auf die aktive Sekretion von Elektrolyten und Wasser ins Darmlumen und Hemmung der Rückresorption aus dem Dickdarm zurückführen. Der daraus resultierende intensivere Füllungsdruck im Darm und die gesteigerte Peristaltik bewirken die beschleunigte Dickdarmpassage. Die Faulbaumrinde besitzt ferner eine fungizide und antivirale Wirkung.
Indikation
- Obstipation (Stuhlverstopfung)
- Reinigung des Darmes vor Untersuchungen
- Schmerzhafte Analleiden, Hämorrhoiden, Analfissuren, nach rektal-analen Operationen
- Gallenkolik
- Wurmbefall
Mögl. Indikationen
Da die Faulbaumrinde auch als Abortivum (Abtreibungsmittel) eingesetzt werden kann, sollte sie während der Schwangerschaft und der Stillzeit nicht zugeführt werden. Die frische Rinde des Faulbaumes wird in der Homöopathie bei saurem Durchfall verabreicht.
Dosierung
Die empfohlene mittlere Tagesdosis für Faulbaumrinde als Laxans (Abführmittel) entspricht 20 bis 30 Milligramm Hydroxyanthracenderivate, wobei 25 Milligramm Hydroxyanthracenderivate in 350 Milligramm der Droge enthalten sind.
Hinweise
Nach der Einnahme von Faulbaumrinde ist nach etwa sechs bis acht Stunden mit der abführenden Wirkung zu rechnen. Der Zeitraum der Einnahme sollte auf ein bis zwei Wochen begrenzt bleiben und erst erfolgen, wenn eine Ernährungsumstellung bzw. die Zufuhr von Quellmitteln nicht den gewünschten therapeutischen Effekt zeigen. Die Faulbaumrinde wird auch in hohen Dosen gut vertragen, es sind kaum Nebenwirkungen bekannt. Ein langfristiger Einsatz kann allerdings zu Elektrolytverlusten führen. Ein dadurch entstehender Kaliummangel kann zur Verstärkung einer Obstipation (Verstopfung) sowie zu einer gesteigerten Wirkung von Herzmedikamenten (v.a. Herzglykosiden) beitragen. Bei längerfristigem (chronischem) Gebrauch der Faulbaumrinde ist das Auftreten von Albuminurie (Eiweiß im Harn), Hämaturie (Blut im Harn) sowie reversiblen Darmschleimhautveränderungen (Melanosis coli) möglich. Bei Vorliegen eines Darmverschlusses (Ileus) darf Faulbaumrinde nicht eingesetzt werden.