Weingut Johann Schwarz, Neusiedlersee, Österreich, Qualitätswein, trocken
Wenn ich jemals mein Traumbuch schreiben werde, nämlich über Winzerpersönlichkeiten, die man kennen sollte oder noch besser, mit denen man eine ihrer Flaschen getrunken haben sollte, dann ist ganz sicher Johann Schwarz mit dabei. Ohne diese Frohnatur wäre nicht nur die Österreichische Weinwelt ärmer, sondern auch viele andere Länder, in denen er auftritt, weil er dorthin seine Weine liefert. Mir ist Hans bei einer Weinprobe aufgefallen. Ich habe ihn eine Zeitlang beobachtet und mich über Geschichten amüsiert, die er erzählt hat. Irgendwann sprang er von seinem Stuhl auf, kommt auf mich zu, winkt mit den Armen und ruft schon aus der Entfernung: «Dirndl, woas schaust denn so traurig, komm eini und trink a Glasl oder zwoa mit uns.» In Anbetracht seiner Größe und Kraft, die er ausstrahlte, wagte ich nicht zu wiedersprechen, setzte mich und trank genussvoll, seinen Geschichten folgend, vor mich hin. Dort trank ich mein zweites Glas «Schwarz Rot» und das sollte nicht mein letztes sein.
Längst bin ich mit dem hauptberuflichen Metzgermeister befreundet und kenne seine Geschichte näher. In gekürzter Form: Die Trauben aus den familieneigenen Weingärten wurden bis 1991 an die örtliche Genossenschaft abgeliefert. Im Jahr darauf versucht er sich als Hobbywinzer mit einem reinen Zweigelt. Alois Kracher (Süßweine Kracher) wird ab 1994 mit Trauben beliefert, seit 1999 macht Hans Schwarz mit seiner Unterstützung und dem jetzt schon legendären Manfred Krankl (siehe Blasson) seine ersten Weine. Seit zehn Jahren gibt es auch einen weißen Schwarz in Literflaschen, ebenso einen Rosé – und in ein paar Jahren wird der Bau des Weinguts fertig sein.
Tiefdunkles Rubinrot, gewaltige Textur
Die Weingärten liegen in Andau, der letzte Stock nur wenige Schritte von der ungarischen Grenze entfernt. Auf Schotterböden gedeiht die Hauptsorte Zweigelt im wärmsten Ort Österreichs ganz besonders gut. Das war die Schwarzsche Geschichte in Kurzform. Wenn Hans sie bei einer Flasche «The Butcher», «Panta Rhei» oder «Schwarz Schwarz» erzählt, wird sehr viel gelacht und die Nacht zum Tage.
Der neue Jahrgang macht folgenden Eindruck: Tiefdunkles Rubinrot, fast schwarz im Kern. Facettenreichtum in seinem schier endlosen Duft, der irgendwo mit blauen Blüten, roten Beerenfrüchten beginnt, sich mit Orangenzesten weiterentwickelt, keine Würze auslässt, schwarzen Pfeffer schon gar nicht. Vanilleschote und dunkle Schokolade mit süßem, zartbitterem Andruck bilden den Kern, dabei erfrischt die jugendliche Kirschsäure den mächtigen, fleischigen, barocken, prallen Körper in seiner ganzen Pracht und gewaltigen Textur. Saftend bei jedem Schluck, sündhaft gut mit seinem ganzen Schmelz. Aber er hinterlässt ein trauriges Gefühl bei jedem geleerten Glas, das mangels Nachschub nicht wieder aufgefüllt werden kann. Mein Tipp: im Weingut gibt es unterschiedlich große Festgebinde: Magnum, Jeroboam, Methusalem oder Salamanazar. 1,5ltr. 3ltr. 6ltr. 9ltr.Flaschen.