Weingut Völcker, Mußbach, Pfalz, Deutschland
Mußbach in der Pfalz, das ist einer der zahllosen Weinorte in der deutschen Weinszene, die so gut wie noch kein Mensch näher kennt, außer er ist von dort, Pfälzer, Weinbauer, ein Weinfreak oder jemand, der mit Weinen handelt. Der Rest der Deutschen wird auf die Frage, kennen Sie einen Winzer in Mußbach, mit Kopfschütteln antworten. Schade drum, denn auch in dem versteckten, so ganz normalen Weindorf gibt es noch einen Tipp, den ich sogar als Geheimtipp bezeichnen würde. Das Weingut Wilfried Völcker, an der Eselshaut 15.
Meinem Besuch vor wenigen Wochen ging eine Probeflasche Rotwein, Cuvée N°4 voran, die ich von meinem Freund Uwe geschenkt bekam. Voll des Lobes wollte ich doch genauer wissen, was hinter dem mir ganz und gar unbekannten Weingut steckte. Umso mehr staunte ich, als Wilfried Völcker mich in das Kellergewölbe, das stammt noch aus dem 16. Jh., führte. Das Herzstück des Weinguts bietet mit seiner Ost-West-Ausrichtung optimale Bedingungen für eine naturnahe Weinbereitung. Dieses scheinbar einfache Sandsteingewölbe gleicht einer architektonischen Meisterleistung. Noch nie habe ich in einem so tiefen Keller eine so klare, frische Luft einatmen können, frisch wie eine Brise Meeresluft mit einem Hauch Salzigkeit und Mineralität. Hier ruht zwar der Wein (eine übersichtlich kleine Menge), aber ich könnte mir diesen Ort auch gut als Ruheplatz in warmen Sommermonaten vorstellen.
Pfeffrige, kräuterwürzige, leicht mediterrane Aromatik
Auf die Frage, was er denn im Keller so anders macht als die berühmten Kollegen aus der ganzen Nachbarschaft, antwortet Völcker schüchtern: «Nichts oder besser gesagt: weiß nicht. Ich bin allerdings vom ersten bis zum letzten Moment selbst im Weinberg und das ist heute bei wenigen noch eine Selbstverständlichkeit. Ich erziehe meine Reben selbst und lasse sie bis zur Ernte auch nicht aus den Augen.» Vielleicht ist auch das ein Teil des Geheimnisses, warum die Weine so gut, so natürlich gut schmecken.
Neben den köstlichen Weißweinen vom Müller-Thurgau, Weißburgunder, Riesling bis Chardonnay haben es mir die Roten angetan. Der letzte Jahrgang ist längst ausverkauft, denn aus den 9 Hektar Rebfläche werden leider nur kleine Mengen produziert, aber mit der neuen Ernte sind alle sehr zufrieden, ich inklusive. Die 2011er Rotweincuveé «Krappgarten» wird aus 50% Merlot, 25% Cabernet Franc & 25% Cabernet Sauvignon hergestellt.
Ein Granatrot strahlendes Fruchtbömbchen. Gewiss, ich liebe tiefgründige, reichhaltige und mächtige Rotweine, aber alles zu seiner Zeit. Dieser glasklare, mittelkräftige und doch charaktervolle Rotwein hat durchaus auch seine Reize. Die pfeffrige, kräuterwürzige, leicht mediterrane Aromatik endet letztendlich in einem Gefäß voller roter und schwarzer Beeren. Reifes, feines Tannin, stramme Säure, weich und flüssig beim Trinken. Schluck für Schluck ein echtes Trinkvergnügen (und das für 9,00 Euro)!