Château Saint Cosme, Rhône, Frankreich
Die kleine Gemeinde Gigondas liegt nicht einmal 40 km von der Hauptstadt Avignon entfernt, die man mit einer etwa 40 minütigen Autofahrt erreichen kann. Dennoch leidet Gigondas seit Jahrzehnten unter einer ständig sinkenden Anzahl an Bewohnern, 2010 wurden noch 550 Personen registriert. Irgendwie ist das verständlich, lebt die Gemeinde doch nur vom Weinanbau (der Dank großartiger Winzer wie Barruol, Santa Duc oder La Bouissiere zwar attraktiver und finanziell interessanter wird) und vom Tourismus. Die Region ist ein Paradies zum Klettern, Wandern, Biken oder Reiten – aber das ist dann auch schon alles. Vielleicht ändert sich diese Entwicklung ja doch noch, ich fände es mit Blick auf die hervorragenden Weine, die hier produziert werden, für die nächsten Generationen sehr schade, würde es Gigondas, so wie es heute dasteht, einmal nicht mehr geben.
Dabei ist die Geschichte der Winzer-Familie Barruol vom Château Saint Cosme einzigartig. Seit dem Erwerb des Weinguts 1490 sind sie in der 14./15. Generation hier als Winzer tätig und Louis Barruol besitzt inzwischen 22 Hektar Weinberge mit Rebstöcken mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren. Darunter sind sehr viele Methusalems und demnach nur kleine Erträge möglich. Die Böden sind sehr steinig, aber mit großen Unterschieden, dank der nahen Bergkette, den Dentelles de Montmirail. Saint Cosme befindet sich glücklicherweise zwischen zwei geologischen Spalten, welche für ein kühleres, vegetativ verzögertes Mikroklima verantwortlich sind. Das bedeutet für die Weine Frische und Finesse, Eigenschaften, die für Weine von Saint Cosme charakteristisch sind, sagt Barruol.
Süßer Touch von Mousse au chocolat, plus leicht salzige Note
Das Wahrzeichen, die romanische Kapelle auf den Weinetiketten von Château de Saint Cosme, wurde im 11. und 12. Jh. erbaut. Der kurze Aufstieg zu diesem Juwel lohnt sich auch für weniger kunsterfahrene Besucher. Biologischer Weinbau wird hier schon seit den frühen 70er Jahren betrieben, weil der Vater von Louis nicht nur «reinen Wein» zu schätzen wusste, sondern auch das Öko-System für Mensch und Tier schützen wollte. Aus dieser Überzeugung heraus wird auch heute noch auf sämtliche synthetischen Produkte und Düngemittel verzichtet. Nach alter Väter Sitte wird hier gehackt, gepflügt von Hand in den Weinbergen gearbeitet, das hält das Öko-System gesund und ausgeglichen.
Als ich den 2011er Gigondas «Valbelle» verkosten konnte, 90% Grenache, 10% Syrah, war er noch nicht im Handel. Dennoch fand ich die Probe sehr, sehr attraktiv. Eine enorme Frucht zeigte sich in der Nase. Ein süßer Touch von Mousse au chocolat, Minze, Tabak und Graphit. Leichte salzige Noten auf den Lippen, gute Säure, satt im Tannin, mittelkräftiger Körper, nicht ganz so tief wie im Jahr zuvor. Dafür war der Nachklang lang und voller Charme.