Landwein, trocken, Weingut HP Ziereisen, Baden, Deutschland
Das Weingut Ziereisen ist ganz im Süden Deutschlands gelegen, nahe der Grenze zur Schweiz und zum Elsass. Es zählt geographisch zur großen Weinregion Baden, und wenn die Grenzen enger gezogen werden, sind wir genau gesagt im Markgräflerland. Welchen kulinarischen Genüssen ich aus dieser von mir so geschätzten Region nach jedem Besuch nachtraure, kann ich hier nicht aufzählen, es sind so viele einfache Speisen, die für mich auch nach 25 Jahren Heimat bedeuten.
Hier im familiengeführten Weingut der Ziereisens denke ich neben den wunderbar schmeckenden Weinen – vom einfachen Gutedel, der Superbombe Jaspis Gutedel 104, Alte Reben bis zu den genialen Spätburgundern Tschuppen, Schulen, Rhini oder Jaspis – an das wöchentlich selbstgebackene Steinofenbrot, den geräucherten Speck und die hausgemachten Würste. Ein Paradies der einfachen und doch unvergesslichen Köstlichkeiten. Hier irgendwo in der Nähe beginnt das Schlaraffenland Baden. Und hier wachsen die Reben, aus denen Hanspeter und Edeltraud Ziereisen großartige, charaktervolle Weine keltern, die zum Teil in Deutschland das Privileg der Alleinstellung genießen.
Deshalb wählte ich aus dem Weinprogramm nicht den für die Region üblich verdächtigen Spätburgunder, sondern Syrah, jene würzige rote Rebsorte aus der meines Erachtens die Besten Weine an der Rhône produziert werden. Wer je einen reifen Hermitage von Jean Louis Chave probiert hat versteht was ich meine.
Gewaltige, präsente Aromatik mit mineralreicher Textur
Alle Weine von Hanspeter Ziereisen stehen im Efringer Ölberg, welchen er auf den Etiketten nicht erwähnt. Stattdessen verwendet er alte Gewann-Bezeichnungen wie Rhini, Schulen, etc. und deklariert die Weine dann als Landweine. Im Weinberg passiert alles, im Keller nichts was überflüssig ist und so sind die Weine in jedem Jahrgang Ergebnisse der Jahreszeiten und ihrer sorgfältigen Pflege in den Weingärten. Kompromisslos zeigt sich der Meister auch im Keller. Spontanvergorene, im Barrique gereifte, unfiltrierte Weine sind hier Programm.
So auch der Syrah «Jaspis». Tiefdunkles Kirschrot, satt bis zum Kern mit einer gewaltigen, präsenten Aromatik glänzt der 2010er im Glas. Die Würze von Kardamon, getrockneten Provencekräutern, schwarze und grüne Pfeffernoten, Lakritze, Wachholderbeeren, Kümmelsamen wirkt keineswegs schwülstig oder aufdringlich. Keine Marmeladentöne, aber dennoch viel schwarzbeerige Frucht. Die kühle, mineralreiche Textur wirkt eher schlank und rassig, sehnig wie ein Rennpferd, das leichtfüssig zum ganz großen Rennen am Start steht. Ich bin sicher, dass es dieses Rennen gewinnt, nicht heute, nicht morgen aber in 4–5 Jahren ist der Erfolg gewiss. Wohl dem, der noch ein paar Flaschen im Keller hat!