Graubünden, Schweiz
Martha und Daniel Gantenbein, dieses sympathische Winzerpaar aus der Schweiz, kenne ich nun schon mehr als 20 Jahre. Ich arbeitete damals noch in Düsseldorf, als man mir in einer Blindprobe den Pinot Noir der Gantenbeins aus Fläsch servierte. Dafür benötigte ich damals zur Orientierung noch den Weinatlas. An den Jahrgang erinnere ich mich nicht mehr, wohl aber, dass ich in diesem Test völlig daneben lag.
1994 bei einer weiteren Probe, verlor ich dann nahezu die Sprache, als mein Tipp, Premier Cru aus Burgund, Ort: Gevrey-Chambertin, Lage eventuell Lavaux St. Jacques oder etwas kühler verneint wurde. Bündner Rheintal, Fläsch, wieder vom Weingut Gantenbein, war des Rätsels Lösung.
Der Wein war eine große Überraschung von seiner Herkunft sowohl wie auch in der Qualität, die sich bis heute immer noch um einen Tick verbessert hat. Dafür zuständig war aber nicht nur der Wettergott. Hinter den Weinen, hauptsächlich Pinot Noir, Chardonnay und etwas Riesling im 5 ha kleinen Weinbaubetrieb, stecken zwei tüftlerische Profis, Martha und Daniel Gantenbein. In Teamwork machen sie aus ihren Reben Weine, die inzwischen in allerbeste Feinschmeckerlokale der Welt geliefert werden.
Schmelzig, saftig, sanfter Genuss, anhaltend im Gaumen
Sicher – die Weine sind nach französischer, für Burgunder typischer Art vinifiziert, aber das aus purer Absicht. Martha und Daniel haben dort jahrelang bei den größten Kollegen probiert, mit ihnen diskutiert und daheim das umgesetzt, was zur Verbesserung der Qualität ihrer Weine nötig war. Zuhause selbst haben sie neben dem alten, übernommenen Kellergebäude außerhalb des Dorfes ein architektonisch perfektes Weingut gebaut, das seinesgleichen sucht. Er, der gelernte Maschinenschlosser, ist in seiner Präzision und Perfektion mit einem Schweizer Uhrwerk vergleichbar und Martha unterstützt ihn nicht nur, ich habe bei unseren Treffen immer wieder das Gefühl, sie ist überall dabei, treibt ihn an, gibt ihm Kraft und Energie Dinge zu entscheiden, die viel Mut bedürfen. Die beiden sind getrieben von einer Leidenschaft zur Perfektion. Die Reben in den Weinbergen werden gehegt und gepflegt, die Weine im Keller erzogen wie Lebewesen, denen man nur das Beste auf dem Weg ihrer Entwicklung mitgeben möchte. Und so schmecken dann die Weine.
Der aktuelle Pinot Noir hat wieder eine tiefe, fokussierte Frucht von kleinen, roten Beeren, Rosenblättern, zarter Hauch von Vanille und Schokolade. Die steinige, salzige Mineralität gibt dem Wein Frische und Lebendigkeit. Schmelzig, saftig, sanfter Genuss, anhaltend im Gaumen. Länge im Abgang, die Weinen einer anderen Dimension eigen ist und der 2011 könnte sogar aller Voraussicht nach noch einen Tick größer ausfallen.