Napa Valley, Kalifornien, USA
Weit über 80% der amerikanischen Weinproduktion kommen aus Kaliforniens Westküste, einem etwa 50 Kilometer langen Tal nördlich von San Francisco. Das Klima und die sehr unterschiedlichen Bodenverhältnisse sind für den Weinbau bestens geeignet, das hat man nicht nur an der Universität in Davis festgestellt, sondern auch Weinpioniere wie Joe Heitz und Robert Mondavi, die in den frühen 60er Jahren kamen, oder ein Jayson Pahlmeyer, der 1980 seinen ersten Weinberg am Atlas Peak mit geschmuggelten Rebstöcken aus Bordeaux angepflanzt hat. Dabei hat sich der passionierte Weinfreak Pahlmeyer für die steinigsten Böden entschieden, weil er fest davon überzeugt war, hier die besten Ergebnisse für seine Qualitätsansprüche zu bekommen. Das Resultat lies allerdings auf sich warten, es dauerte einige Jahre länger als üblich, bis die erste, erfolgreiche Ernte eingeholt werden konnte. Aus den klassischen Bordeauxrebsorten, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec wurde 1986 der erste Bordeauxblend «Proprietary Red» gekeltert. Mit dem Ergebnis waren alle zufrieden, Weinmacher, Weinkritiker sowie die Weintrinker, die sich rechtzeitig eine Kiste oder auch mehr ergattert hatten.
Pahlmeyer selbst liess sich von diesem Ergebnis nicht blenden, denn auch er kannte die Geschichte der berühmten Weinprobe in Paris, die erstmals 1976 von Steven Spurrier, einem ortsansässigen Weinhändler dort organisiert wurde. Beide erste Plätze, Weißwein wie Rotwein, wurden von Kalifornien belegt. Das war ein harter Schlag für die Grand Nation, die Presse hat nie wirklich darüber berichtet. Die hochkarätige französische Jury erst recht nicht.
Cabernet geprägtes Bukett
Zwei weitere Proben zum 10. und 30. Jahrestag bestätigten das Ergebnis, in dem die Plätze 1–5 mit Kaliforniern belegt wurden. Frankreichs Weinszene negierte auch diese Ergebnisse, während man in Kalifornien dazu gelernt hat, im Selbstvertrauen bestärkt wurde und noch mehr auf Qualität achtet, auch Jayson Pahlmeyer.
Ein neues Weingarten-Projekt wurde Kaliforniens bestem Weinbau-Ingenieur, David Abreu anvertraut. Ein großer Jahrgang, perfektes Management vom Weinberg über den Keller bis zur Flaschenfüllung bringen Weinunikate auf den Markt die jedem Weinfreak Gänsehaut bescheren, vorausgesetzt er gibt dem Wein genügend Zeit zur Flaschenreife in seinem Keller. Dann erwartet ihn ein prächtiges Aroma, ein vom Cabernet geprägtes Bukett, welches zum Beispiel an Château Latour erinnert. Mächtige, dunkelbeerige Frucht, voller Würze und Gewürze, die den ganzen Mund in Anspruch nehmen. Kalifornischer Eukalyptus schiebt sich in den Vordergrund und verbreitet Frische mit dem Wunsch nach mehr. Die Dichte, Reife und Üppigkeit im Gaumen, die Harmonie und Balance der Tannine werden mit jedem Schluck deutlicher, intensiver, machen süchtig nach noch mehr Wein. Nur die Länge und Intensität des Nachklangs versöhnen mit einem leeren Glas.