Eben Sadie, Swartland, Südafrika
Weine aus Übersee haben in deutschsprachigen Ländern nach wie vor ihre Fans, aber es gibt auch Weinliebhaber, die diese Herkunft grundsätzlich ablehnen. Das häufigste Argument dafür ist: weil es in Europa ja genügend gute Weine gibt. Grundsätzlich ist das richtig – gilt aber nicht nur für den Wein. Es gibt auch genügend gute Lebensmittel und dennoch werden weitere aus der ganzen Welt importiert.
Mein geschmacklicher Horizont bleibt jedenfalls grenzenlos, weil ich dadurch Weinen und deren Machern begegne, die mit nichts und niemand vergleichbar sind. In Südafrika ist das beispielsweise Eben Sadie mit seinem Miniweingut, eine Autostunde nördlich von Kapstadt, im Swartland. Seine Weine sind außergewöhnliche Persönlichkeiten, Querköpfe wie er selbst, nicht für jedermann zugänglich, auch nicht verträglich, mit dem teils satten Alkohol von 14,5 Volumen % und mehr. Konzentrate mit Tiefgang, berstender Frucht, die sich durch angemessene Reifung in der Flasche Jahre später dankbar als gewaltige Fruchtgebinde präsentieren. Weine, die scheinbar aus einer anderen Epoche stammen, etwa der Romantik mit etwas Sehnsucht nach Unerfüllbarem oder dem Barock mit der Tendenz, die Grenzen zwischen den Geschmacksbildern zu verwischen.
Würzig erdig, geschliffen in der Struktur
Sadie produzierte 2000 den ersten Jahrgang seines gigantischen Rotweins „Columella“. Gekeltert und ausgebaut hat er ihn auf Spice Route bei Charles Buck, wo er einige Jahre als Winemaker tätig war und der über ihn sagte: er sei ein nationaler Schatz, für Großes in der Weinbranche bestimmt. 2001 gab es sein erstes Label, mit 14 Fässern und 1000 € Startgeld. Das Flaschengeld bekam er von einem befreundeten Weinfreak aus London, der seine Weine in den Fässern verkostet hatte. Die Trauben für Columella kommen aus über 40 Parzellen im Umkreis von 60 km und bis zu 100 jährigen Syrah-Rebstöcken.
Terroir ist hier gelebte Wirklichkeit, biodynamischer Anbau selbstverständlich. Was das Enfant Terrible der südafrikanschen Weinszene auf die Flasche füllt, ist weltweit begehrt und der Jahrgang 2009 markiert den Höhepunkt in der zehnjährigen Geschichte der Sadie Family. Tiefschwarz wie Holundersaft, würzig, erdig, aromatisch und doch fruchtig im Duft. Dabei entdecke ich auch Laub, Lakritze, Kaffee und Schieferboden. Das gereifte, aber satte Tannin verlangt mehr Reife, ebenso wie die salzige Mineralität. Geschliffen in der Struktur, grandiose Länge! Zu Recht gilt er als die Nummer Eins des Landes.