Alain Brumont, Madiran, Südwest, Frankreich
Ich kann mich noch gut erinnern, als Alain Brumont vor etwa 25 Jahren voller Stolz seinen Montus, Cuvée Prestige, in Deutschland präsentierte. Das war damals schon eine kleine Sensation auf dem Weinmarkt. Ein völlig unbekannter Wein, aus einer genauso unbekannten Rebsorte für einen Spottpreis. Die ganze Fachwelt war überrascht.
Und immer wieder hörte ich Vergleiche mit Bordeaux. Das konnte ich nicht nachvollziehen, denn schon allein die eigenständige Rebsorte Tannat, aus welcher der Wein produziert wird, hat keine Spur Ähnlichkeit mit Cabernet oder Merlot. Der Vergleich bezog sich aber seinerzeit nur auf die Qualität und ihren Preis.
Alain Brumont war der Erste, der diesen Wein in seiner Wildheit gezügelt hat. Dank seiner Bemühungen hat die Region Madiran, im Südwesten Frankreichs, ihren einstigen Ruf, Weine der Könige zu produzieren, zumindest teilweise wieder zurückgewonnen. Und dennoch, Freunde und Kollegen, ja sogar der eigene Vater hielten Brumont damals für völlig übergeschnappt, als er 1980 die Cabernetrebstöcke aus den fünfziger Jahren durch die Tannatrebe ersetzte.
Animalische Primäraromen, sinnliche Noten
Madiran war auch eine lange Zeit der Wein der Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Ein idealer Begleiter für kräftige, rustikale Gerichte wie Gemüseeintöpfe, gewürfeltes Rindfleisch als Ragout, Hammelfleisch, Entenmagret oder ein Gänsekonfit. Sie harmonieren gut mit Weinen, die ebenso kräftig, aber auch einfach in ihrem Charakter sind. Wenn man bei diesen Speisen auf Bier verzichten will, empfiehlt sich ein Wein ganz ländlicher Natur, etwas gröber im Stoff und Tannin. Die zahlreichen, sehr ausgeprägten Tannine der Tannat, sie befinden sich in den dicken Traubenschalen, werden sogar von Medizinern sehr geschätzt. Sie sind verantwortlich für das «Französische Paradoxon», welches dem Inhaltsstoff Resveratrol zu danken ist.
Der farbintensive, beinahe schwarze Wein ist in erster Linie von animalischen Primäraromen geprägt. Danach erkennt man Ledernoten, Tabak, Kamin, Rauch oder Unterholz. Das muskulöse Gerüst und sein männlicher Charakter sind geblieben, werden aber ergänzt mit fleischigem Stoff und sinnlichen Noten, die erst mit seiner Reife in Erscheinung treten.