Weingut Argiolas, Sardinien, Italien
Meine erste Reise nach Sardinien, das war vor etwa 15 Jahren, war alles andere als voller Hoffnung auf großartige Weine der sonnenverwöhnten Insel. Ich glaubte hier macht man in erster Linie Urlaub, besonders im Norden am Ostufer, sofern man im Geld, anstatt im Wasser, schwimmt. Doch nach ein paar Kellerbesuchen war ich bald eines Besseren belehrt. Schon damals konnten mit den vorhandenen natürlichen Gegebenheiten sehr gute Weine produziert werden. Es gab viel zu tun, zu investieren, umzukrempeln, umzudenken, kurzum: «Anpacken und Machen» war angesagt. Meine ersten Proben waren ja überzeugend, so war alles mehr oder weniger eine Frage der Zeit und des Fortschritts. Ein sehr gutes Beispiel für diese Entwicklung war damals schon das Weingut der Familie Argiolas in Serdiana, etwa 20 Kilometer von der Hauptstadt Caligari entfernt. Noch heute denke ich an das legendäre Mittagessen mit Franco Argiolas, das seine Frau Pina aufgetischt hatte. Köstlichkeiten ohne Ende, Spezialitäten der Insel, die mir nahezu ohne Ausnahme großen Genuss bereitet haben. Ich kann mich gut erinnern, dass ich ums Haar den Flieger nach München verpasst hätte, aber dank Francos Fahrkünsten hat alles geklappt. Die vorbildliche Zusammenarbeit der Familie, das Schaffen Hand in Hand, empfehle ich übrigens jedem Betrieb auf dem Wege zum Erfolg.
Die Argiolas hatten viel vor, als Erstes baute man einen neuen Keller. Die 100 Hektar Rebfläche wurden mehr als verdoppelt, heute zählt man gute 250. Bei der Vergrößerung wurde strikt darauf geachtet, dass nur einheimische Rebsorten gepflanzt wurden, darunter Nuragus, Vermentino, Monica, Bovale, Carignano und Cannonau, die in Spanien als Garnacha und in Frankreich als Grenache bekannt ist. Cannonau verträgt die starken Sonnenstrahlen dank ihrer dickeren Beerenschale bestens. Aus ihr produzieren die Argiolas beeindruckende Rotweine – ihr ganzer Stolz, der Turriga, wird unter Weinkennern weltweit geschätzt.
Viel Duft und Aroma, mediterrane Würze, frische Beerenfrucht
Während die Basisqualität aus der Cannonau, der Costera, schon früh in seiner Jugend getrunken werden kann, muss man auf den Trinkgenuss des Turriga einige Jahre warten. Dieser Spitzenwein wird 18 Monate lang vollständig im Barrique ausgebaut und benötigt danach einige Jahre Zeit zur Komplettierung (Reife) seiner ganzen Qualitäten. Ich habe einige ältere Jahrgänge immer wieder probiert und konnte dabei feststellen, dass sich das Warten richtig lohnt. Mein letzter Karton wird jedenfalls nicht vor 2018 ausgetrunken sein, das bedeutet, Jahr für Jahr nur eine Flasche davon (hoffentlich korkt dann keine).
Der Jahrgang 2007 hat alles, was sich Weinmacher und Genießer wünschen. Herrlich tiefes Dunkelrot, strahlend, voller Glanz. Viel Duft und Aroma, mediterrane Würze, aber auch frische Beerenfrucht, Spuren von Eichenholz und Toastnoten. Im Mund kernig, festes, dennoch gereiftes und präsentes Tannin. Ein Vorzeigewein, oder mal wieder «der beste Rotwein der Insel» und die Fruchtbarkeitsgöttin auf dem Etikett wacht nach wie vor eifrig über den Inhalt der Flasche.