Tenuta Cocevola, Apulien, Italien
Weinfreunde und Weinkenner oder einfach nur Weintrinker, alle haben vermutlich mehr oder weniger die gleiche Vorstellung, wenn von der Weinregion Apulien und deren Weinen die Rede ist: Massenproduktion, Millionen von Hektolitern, größter Weinproduzent Italiens, wenig Qualität, dafür aber billig. Stimmt alles, und wenn einer dazu auch noch sagt, dass allein die Region Apulien mehr Wein produziert als ganz Deutschland, stimmt das auch.
Es ist aber auch richtig, wenn einer dieser Weinfreunde feststellt, dass sich die Weinwirtschaft Apuliens qualitativ im Aufwind befindet – wenn zunächst auch nur für die Weine des alltäglichen Genusses, aber immerhin es geht aufwärts.
Mich freut das ganz besonders, denn bei all meinen Besuchen in dieser so schönen Landschaft, mit ihrer pittoresken Felsenküste, ihren Stränden oder den zahlreichen kleinen Dörfern, die wie Vogelkästen an den Felsen kleben, den Trullis, den Kunstschätzen wie Burgen, Schlösser oder Kirchen, habe ich es immer bedauert, dass sich hier so wenig bewegt und besonders die Weinwirtschaft bei all dem natürlichen Reichtum so gar nicht weiter kommen will.
Doch plötzlich und gänzlich unbemerkt hat sich hier etwas verändert. Ein Anfang scheint gemacht – vielleicht noch nicht in den Großkellereien, aber zumindest in zahlreichen kleineren Familienbetrieben.
Orientalische Gewürze, fast süßlicher Geschmack
Vor kurzer Zeit habe ich von einem kleinen Weingut, der Tenuta Cocevola, einen gereiften Rotwein, 2005 aus Nero di Troia, getrunken. Der nur 7,5 Hektar kleine Betrieb von Maria Marmi leistet hier mit einer Produktion von knapp 50.000 Flaschen Erstaunliches. Wenn auch die Weinproduktion noch relativ jung ist (ein Großteil der landwirtschaftlichen Tätigkeit wird der Kultivierung von Oliven gewidmet), der alte Rebbestand ist von größter Bedeutung für die Qualität der Weine. Auf steinigen, lehmhaltigen und kalkreichen Böden werden ausschließlich autochthone Rebsorten angebaut. Der reinsortige Nero di Troia «Vandalo» 2005 war bzw. ist ein derartig guter Wein, dass ich ihn nur jedem Weinliebhaber ans Herz legen, sprich empfehlen kann.
Der tiefdunkle, nahezu schwarzrote Wein erinnert in seinem Duft an eingekochte Schattenmorellen, Holunderbeeren, Cassis oder Blüten von Wacholdersträuchern, Pinien oder Fichte. Teils orientalische Gewürze wie Kurkuma, dann Muskatnuss und Zimtstange prägen den Gesamteindruck. Die reifen, nahezu morbiden Tannine werden von einem stoffigen, saftigen, fast süßlichen, schmelzigen Geschmack begleitet und verleihen dem Wein in seinem Nachklang Struktur und Länge. Eine echte Bereicherung im Keller eines Weinkenners.
Preis: 22,00 Euro