Château des Tours, Vacqueyras, Frankreich
Emmanuel Reynaud, der Inhaber von Château des Tours, ist der Neffe des 1997 verstorbenen Jacques Reynaud, dem ehemaligen Besitzer des legendären Weinguts Château Rayas, in Châteauneuf-du Pape. Weine von Rayas standen weltweit nur auf den allerbesten Weinkarten, wo sie von überzeugten Rhône-Fans zu teils utopischen Preisen ausgetrunken wurden. Emmanuel ist inzwischen für drei Weingüter im Umkreis von etwa 30 km verantwortlich, nämlich Château Rayas, Château Fonsalette und Château des Tours in Vacqueyras. Manch einer seiner Kollegen mag ihm das Erbe seines Onkels in Châteauneuf-du-Pape neiden, aber das ist eine ganz andere Geschichte, der ich mich ein anderes Mal widmen möchte.
Zunächst geht es um das Château des Tours in Vacqueyras, dessen Rotwein Vacqueyras Reserve 2001, ich vor kurzem in einem Restaurant getrunken habe und total begeistert war. Diese Begeisterung möchte ich mit Ihnen, liebe Leser teilen, vielleicht gelingt es Ihnen ja noch, ein paar Flaschen davon zu ergattern. Die Weine von Emmanuel Reynaud kenne ich noch aus den frühen neunziger Jahren, schon damals waren sie stets zuverlässige, gute Rotweine für den täglichen Weingenuss.
Seidenweich, süßliche Struktur mit kompakter Länge
Kein großer Name steckte dahinter, außer der Tatsache, dass der junge Reynaud der Neffe des schon zu Lebzeiten legendären Jacques Reynaud war und dessen Weine damals bereits Kultstatus genossen. Die sehr, sehr preiswerten Weine waren charaktervolle Beispiele für eine ganz und gar unterschätzte Region. Die durchschnittlich 60 Jahre alten Rebstöcke, Grenache (80%) und Syrah (20%), sind die Basis für Weine, die nicht in neuen Barriques, sondern in großen Betontanks immer noch nach alter Tradition ausgebaut und später unfiltriert abgefüllt werden. Die geernteten Mengen auf den sand-, kalk,- und lehmhaltigen Böden sind mit 20 hl/ ha mehr als gering. Die Weinlese ist selbstverständlich manuell.
Der 2001er ist sicher auf dem Höhepunkt seiner Reife angekommen, aber eben nur angekommen. Damit meine ich, dass der Zeitpunkt des Trinkens ideal gewählt war, was für ein schöner Zufall. Die Farbe eher hellrot, Karmesin bis Ziegelrot, typisch für Grenache-betonte Weine. In der Nase glockenhelle Reinheit, pure Frucht, Gewürze und Mineralität, was sich im hochfeinen, dennoch komplexen Körper wiederspiegelte. Die feinkörnigen, aber zahlreichen Tannine belegten den ganzen Mund und das auf angenehmste Art. Seidenweich, süßliche Struktur mit kompakter Länge. Wenn es doch mehr davon gäbe!