Eine Stunde zu gewinnen, durch die Umstellung auf die Winterzeit verkraftet der Rhythmus unserer inneren Uhren besser als im Frühjahr, wenn wir im Gegenteil eine Stunde Schlaf verlieren. Am ersten Montag und am ersten Dienstag einer Winterzeit werden deutliche 5 bis 10 Prozent weniger Infarkte und andere Herzanfälle verzeichnet, als sonst an diesen Wochentagen. Ein ganz anderes Bild bietet sich im Frühjahr.
Umstellung auf die Winterzeit besser für den Organismus
Der Chronobiologe Dr. Jan-Dirk Fauteck aus Münster hat die wissenschaftliche Datenlage zur halbjährlichen Zeitumstellung ausgewertet und verbindet für Menschen mit einer Herzerkrankung das Ende der Sommerzeit mit einer Entwarnung. Die geschenkte Nachtstunde wird vom Organismus offensichtlich als Wohltat empfunden.
Gefahr durch Schlafmangel
An den Montagen nach der Umstellung auf die Sommerzeit nahmen in 200 amerikanischen Großstadt-Regionen das Internet-Surfen und der Umfang der Social Media-Aktivitäten beträchtlich zu, verglichen mit den Montagen davor und danach. Daraus wird nach einem Bericht in der Fachzeitschrift «Applied Psychology» auf erheblichen Schlafmangel geschlossen. Während das noch nicht als eine Bedrohung für die Gesundheit klingt, zeigen andere Zahlen tatsächlich ernste Effekte.
Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte steigt
Die Auswirkungen auf die Herzgesundheit sind am besten erforscht. Im März 2013 enthüllte das «American College of Cardiology» in seinem Journal, dass am Montag nach dem Umstellen der Uhrzeit um eine einzige Stunde nach vorne die Wahrscheinlichkeit einer Herzattacke bei Gefährdeten um 25 Prozent ansteigt. Die Universität von Alabama ermittelte einen Anstieg an Infarkten und weiteren schweren Attacken sowohl an den Montagen und Dienstagen nach der Umstellung auf die Sommerzeit um jeweils 10 Prozent. Für schwedische Wissenschaftler gilt im hohen Norden Europas der erste Dienstag mit Sommerzeit als ein besonders gefährlicher Tag.
Auffälliger Anstieg an Verkehrsunfällen
Spiegelgleich gehen die Zahlen in der gleichen Größenordnung an Montagen und Dienstagen nach der Umstellung auf die Winterzeit zurück. Eine bestimmte Art von Kopfschmerz, der in einer Hälfte des Kopfes sitzt und Tage oder Wochen andauern kann, kann offensichtlich ebenfalls durch den Zeitumstellung im Frühjahr ausgelöst werden (Quelle: «New York Daily News»). Die Umstellung im Herbst wird diesbezüglich besser verkraftet. Auch Daten der Versicherungsbranche weisen in diese Richtung. Ein auffälliger Anstieg an Verkehrsunfällen könnte durch verringerte Wachsamkeit erklärt werden. Das gilt ebenfalls für Verletzungen und Zwischenfälle an Arbeitsplätzen mit einem hohen Anteil an physikalischer Leistung.
Veränderte Freisetzung von Hormonen
Der circadiane Rhythmus erstreckt sich über die 24 Stunden eines Tages, steuert in erster Linie die Freisetzung von Hormonen und wirkt in dieser Funktion als Hauptmotor für Emotionen, Gefühle wie Hunger und für den Bedarf an Schlaf. Wissenschaftler in aller Welt können mittlerweile interessante Erkenntnisse präsentieren, die uns zeigen, dass die innere Uhr des menschlichen Organismus lächerlich erscheinende 60 Minuten sehr wohl registriert.
Für eine deutliche Zunahme an Herzanfällen während den ersten Tagen nach der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit machen Forscher Störungen des gewohnten Schlafzyklus und ihre Auswirkungen auf Stresshormone verantwortlich. Diese speziellen Botenstoffe werden verstärkt ausgeschüttet, um die Organe auf veränderte und schwierigere Bedingungen einzustellen.Die wenigen Jahrzehnte seit der gesetzlichen Einführung 1980 reichten noch nicht aus, um biologisch auch unsere inneren Uhren in einer einzigen Nacht um eine Stunde zu verstellen.
Risiko für Krebs und Diabetes erhöht
Die Zeitumstellungen sind für den Organismus offensichtlich alles andere als bedeutungslos. Die Hormone für Antrieb und Anpassung (Cortisol, Corticosteron und verwandte Substanzen) verändern Gene, die mit der Entwicklung von stillen Entzündungsprozessen in Verbindung gebracht werden. Diese Entzündungsprozesse bedeuten für den Organismus Stress und sind nicht nur eine schwere Belastung für das Herz-Kreislauf-System, sondern schränken auch die Funktion des Immunsystems ein. Und im Zusammenspiel mit weiteren Risikofaktoren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Diabetes-Erkrankung oder sogar einer Krebserkrankung.
Konkrete biologische Veränderungen können genau gemessen werden. Ein erhöhter Blutspiegel des Steroid-Hormons Corticosteron bremst die Bildung neuer Nervenzellen in der Gehirnregion Hippocampus. Schlafdefizit kann tagsüber Hunger auslösen, auch wenn man satt ist, und so zu Übergewicht, zu einem prä-diabetischen Zustand oder zu Insulin-Resistenz beitragen.
Verfrühte Altersveränderungen
Und Anti-Aging-Mediziner wie der Chronobiologe Dr. Jan-Dirk Fauteck sehen auch Anzeichen für Störungen der Produktion des Wachstumshormons HGH, das normalerweise während des Schlafes freigesetzt wird. Dieser Effekt trägt eindeutig zu verfrühten Altersveränderungen bei.
Konkrete Tipps, um die Gesundheit zu erhalten
Der moderne Lebensstil bringt es mit sich, dass der Rhythmus der inneren Uhr maximalen Einflüssen ausgesetzt wird – nicht nur durch die halbjährlichen Umstellungen der Uhrzeit. Die Anti-Aging-Medizin empfiehlt konkrete Maßnahmen, um gesundheitliche Störungen gering zu halten:
- Wenigstens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr fernsehen.
- Regelmäßig hellen Sonnenschein tanken, denn er synchronisiert die Körperuhren.
- Möglichst in völliger Dunkelheit schlafen.
- Nachts am besten nur oranges, gelbes oder rotes Licht einschalten.
- Bei eher geringer Raumtemperatur schlafen.
- Ein heißes Bad 90 bis 120 Minuten vor dem Schlafengehen bereitet durch den Temperaturschub den Organismus auf den Schlafzyklus vor.
- Die Sinne am Morgen nicht durch einen lauten, schrillen Weckton stressen.
- Ideal wäre es, mit zehn bis 15 Minuten Sonnenschein in den Tag zu starten.
- Elektromagnetische Felder (EMF) im Schlafzimmer ausschließen. Sie unterbrechen die Leistung des Pinealorgans und damit die Melatoninproduktion. Davon abgesehen haben EMFs weitere negative biologische Effekte, die nachts besonders nachhaltig sind.