Botulinumtoxin A (auch unter dem Handelsnamen Botox@bekannt), ist ein Medikament, das aus einem bakteriellen Toxin gewonnen wird, und vor allem Einsatz in der plastischen Chirurgie findet, um die Haut zu glätten, und feine Linien und Falten zu reduzieren. Dies wird dadurch erreicht, dass das Nervengift die Muskeln vorübergehend lähmt. Die Substanz hat sich jedoch auch bei Beschwerden wie Migräne, starkem Schwitzen und Muskelkrämpfen als wirksam erwiesen. Laut aktuellen Forschungen könnte Botulinumtoxin A auch effektiv bei der Behandlung von Depressionen sein.
Weit verbreitete psychische Erkrankung
Die WHO schätzt, dass weltweit mehr als 300 Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind, die dauerhaft negative Emotionen wie Hoffnungslosigkeit, Trauer und Lethargie auslöst. Im schlimmsten Fall hegen Betroffene sogar Selbstmorgedanken. Die Lebensqualität ist dadurch drastisch eingeschränkt. Zur Behandlung werden in der Praxis häufig Antidepressiva eingesetzt, die jedoch mitunter zu schweren Nebenwirkungen führen können. Forscher der Skaggs School of Pharmacy und der Pharmazeutischen Wissenschaften der Universität von Kalifornien in San Diego sind nun zu dem Schluss gekommen, dass auch Botox@ dazu beitragen kann, die Symptome einer Depression zu verbessern.
Wie Botulintoxin A gegen Depressionen wirkt
Bereits frühere Studien haben den Einsatz von Botulintoxin A zur Behandlung von Depressionen untersucht. 2012 wurden 30 Menschen, die an Depressionen litten, herangezogen, die bereits eine Behandlung mit Antidepressiva hinter sich hatten. 15 Studienteilnehmer erhielten Botox@-Injektionen, der Rest eine Placebo-Kochsalzlösung. Die Injektion erfolgte in die glabellaren Stirnrunzeln. Bei jenen Probanden, die eine einzelne Botox@-Injektion gespritzt bekommen hatten, nahmen die Symptomen der Depresson nach sechs Wochen um fast die Hälfte ab (47,1 Prozent). Bei der Placebogruppe hingegen zeigte sich nur eine Verringerung um 9,3 Prozent. Ähnlich wie bei Antidepressiva, machte sich also schon nach wenigen Wochen eine deutliche Wirkung bemerkbar. Eine andere Studie aus Iran, die 2017 publiziert wurde, kam zu ähnlichen Ergebnissen.
In der aktuellen Untersuchung beleuchtete das Forscherteam die von der US-amerikanischen Food and Drug Administration betriebene Datenbank Adverse Effect Reporting System auf Nebenwirkungen von Botox@-Behandlungen. Aus mehr als 13 Millionen freiwilligen Berichten gingen 40.000 von Menschen hervor, die eine Botox@-Behandlung für eine Reihe von Erkrankungen erhielten, die von kosmetischen Behandlungen bis zu Migräne, Muskelkrämpfen und Inkontinenz reichten. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Personen, die mit Botulintoxin A behandelt wurden, deutlich seltener von Depressionen berichteten, als Patienten, die sich unter denselben Bedingungen unterschiedlichen Behandlungen unterzogen.
Depressionen traten zwischen 40 und 80 Prozent seltener auf
Die Wissenschftler legten ihren Fokus auf Berichte über Botox@-Behandlungen an Stellen wie Stirn, Hals, Gliedmaßen und Blase und wandten einen mathematischen Algorithmus an, um nach statistisch signifikanten Unterschieden zwischen Botox@-Anwendern und Patienten zu suchen, die unter denselben Bedingungen unterschiedliche Behandlungen erhielten. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Depressionen bei den mit mit Botulintoxin A behandelten Patienten zwischen 40 und 80 Prozent seltener auftraten.
Weitere Forschungen
Noch ist nicht ganz klar, wie Botox@ genau wirkt, um Depressionen zu reduzieren. Die Forscher vermuten jedoch, dass die Substanz nach der Injektion in die Reale des Zentralnervensystems transportiert werden könnte, die bei Stimmung und Emotionen involviert sind. Diese Funde sind vielversprechend, und könnten dazu führen, dass Botulintoxin A zukünftig zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Allerdings sind eingehendere Forschungen nötig, um jenen Mechanismus zu bestimmen, durch den das Nervengift als Antidepressivum wirkt.