Kaum ein Vitamin beschäftigt seit Jahren die Wissenschaft so sehr wie das Sonnenvitamin D. Vor vier Jahren wurde die empfohlene tägliche Dosis nach langer Diskussion von 400 auf 600 Internationale Einheiten (IU) erhöht. Kanadische Akademiker setzten sich damals schon angesichts der Sonnenarmut in ihrer Region für 1.700 IU ein. Glaubt man zwei neuen Studien, ist auch das noch zu wenig. Entscheidend ist nicht die im Körper vorhandene Menge, sondern jener Anteil, der bioaktiv wirkt.
Ausreichende Versorgung mit dem Sonnenvitamin extrem wichtig
Wichtige Erbanlagen des Menschen besitzen Andockstellen (Rezeptoren) für das Sonnenvitamin und auf diesem Weg werden etwa 1.000 Gene ein- oder ausgeschaltet. Das gesellschaftlich geforderte Vermeiden von Sonnenlicht und der damit verbundene niedrige Vitamin D-Spiegel im Blut sind Begleitfaktoren vieler Erkrankungen. Die Pharmakonzerne und von ihnen beeinflusste Gesundheitspolitiker sprechen sich jedoch immer wieder gegen hochdosierte Nahrungsergänzungs-Mittel aus.
Das Körperfett mischt sich ein
Jedes der klassischen Vitamine benötigt ein flüssiges Transportmittel, Wasser oder Fett, das die festen Stoffe auflöst und in den Organismus einschleust. Die meisten sind wasserlöslich, jedoch das Vitamin D braucht eine bestimmte Menge Fett in unserem Essen und sollte deshalb auch mit einer geeigneten Mahlzeit eingenommen werden.
Bereits acht frühere Studien haben nachgewiesen, dass bei der Frage der Wirksamkeit des vorhandenen Vitamins D auch das Körperfett eine Rolle spielt, und zwar im Fall von Übergewicht eine sehr störende: Seine Moleküle nehmen nämlich das Sonnenvitamin gierig auf und halten es fest, so dass es dem Organismus nicht aktiv zur Verfügung steht.
Extreme Forderungen
In der Fachzeitschrift «Nutrients» und in der Online-Ausgabe der «Public Library of Science»; PLOS ONE, werden dementsprechend, je nach Body-Mass-Index der betreffenden Personen, 12.000 bis zu 20.000 IU täglich als notwendig errechnet.
Das mag Laien als abenteuerlich erscheinen, jedoch bei Vorliegen von krankhaftem Vitamin D-Mangel arbeitet sogar die traditionelle Medizin bereits mit bis zu 10.000 IU pro Tag. Das entspricht einer Menge von 2,5 Gramm.
Solche extremen Mangelerscheinungen treten auf, wenn beispielsweise die Schilddrüse entfernt werden musste, beim Vorliegen einer nicht-alkoholischen Fettleber, bei Nierenschäden oder bei gestörter Fähigkeit, Nährstoffe zu absorbieren. Deshalb können auch das Alter und das Geschlecht den Mengenbedarf an Ergänzung des Vitamins D mitprägen.
Nicht nur für die Knochen
Eine Unterversorgung mit Vitamin D führt wie jeder Vitaminmangel zu schweren Erkrankungen, vor allem zu einer Verbiegungstendenz und Verdünnung der Knochen, zu Osteoporose und Rachitis. Zu befürchten ist ein schicksalhafter Kreislauf: Menschen mit schlechter Gesundheit halten sich eher in geschlossenen Räumen auf, haben weniger Sonneneinstrahlung und daraus entwickeln sich Zusammenhänge dieses Mangels mit Diabetes, Herzerkrankungen und sogar gewissen Krebsleiden, die bei Übergewichtigen häufiger vorkommen.
Vitamin D wurde erst spät, 1932, in seiner Struktur erforscht und bis heute sind wichtige Fragen nicht einhellig beantwortet. Unbestritten ist, dass seine beiden inaktiven Vorläufer D3 und D2 zu den allerwichtigsten Vitalstoffen für den menschlichen Organismus gezählt werden müssen, von denen die allermeisten viel zu wenig zu sich nehmen und in sich tragen.