In keiner zweiten Branche ist es Praxis, dass Tausende Produkte gleichzeitig unter zwei völlig unterschiedlichen Bezeichnungen geführt werden. Weltweit trifft das auf Medikamente zu. Sie haben einen Markennamen und rangieren gleichzeitig auch unter der lateinisch-griechischen Bezeichnung ihres Hauptwirkstoffes. Immer öfter wird diese Doppelgleisigkeit als Vorlage für eine Verwechslung mit schweren, vielleicht sogar tödlichen Folgen gesehen.
Verwechslungsgefahr bei Nachahmer-Produkten
In der Regel sucht der Entwickler eines Medikamentes einen klingenden Namen, vorzugsweise mit «a», «z» oder «x» aus, und der bleibt 20 Jahre lang geschützt. Dieser Umstand erlaubt, dass nur der Inhaber der Patente es herstellen, den Preis festlegen und vertreiben kann. Später wird daraus ein Generikum, das jeder produzieren darf, und der Preis sinkt.
Benannt wird das Nachahmer-Präparat nach seinem Wirkstoff. Das Markenprodukt bleibt jedoch weiterhin im Handel und zielt auf jene Menschen, die einer Marke treu bleiben. Das führt dazu, dass sowohl Ärzte wie Patienten immer mehr Medikamente auseinanderhalten müssen, die zwar ähnlich klingen, aber völlig unterschiedliche Funktionen haben.
Nur 29 Prozent der Markennamen konnnten genannt werden
Zwar ist jeder in der Medizinbranche auf Zuverlässigkeit und Genauigkeit geschult, doch das Merken von zwei Namen beansprucht Gehirnleistung, die in Sinne des Patienten besser eingesetzt werden könnten. Bei einer Studie in Australien konnten Ärzte und Krankenschwestern nur 29 Prozent der Markennamen von sehr gebräuchlichen Medikamenten frei nennen. Die Rede ist von mehr als 500 Medikamenten im alltäglichen Gebrauch.
Die Merkleistung war unter Stress noch geringer. Eine spezielle Webseite für Medikamentensicherheit füllt heute bereits acht Seiten mit leicht verwechselbaren Namen, und sie werden immer mehr. Als Abhilfe könnte für die preiswertere Version ein «G» an den bestehenden Markennamen angehängt werden, für Generikum. Eine solche Lösung ist aber nicht in Sicht.