Olive verfügt über wertvolle Substanzen
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass beinahe jedes Olivenöl anders schmeckt? Tatsächlich weisen die rund 700 Sorten eine Geschmacksvielfalt auf, die sonst nur noch die Weinrebe produziert. Mehr als eintausend biologisch aktive Substanzen machen die Olive zu einer wirklich runden Sache. Einzigartig in der Schatztruhe der Natur, wird diese Frucht geprägt von einem sehr hohen Anteil an Polyphenolen. Sie zählen zu den reaktivsten Pflanzenabwehrstoffen.
Bis dicht in die Haut hinein ist diese mediterrane Steinfrucht prall gefüllt mit Bitterstoffen, sodass sie im Urzustand ungenießbar wäre. Erst durch mehrmaliges Einlegen in Wasser oder Salzlake werden die stärksten Phytoalexine ausgeschwemmt.
Olive hat Anti-Aging-Effekte
Mit diesem Begriff, zusammengesetzt aus den griechischen Silben für Pflanze und Abwehr, Phyto und Lexos, bezeichnet man Wirkstoffe, mit denen sich die Pflanzenwelt vor Infektionen, Bakterien, Pilzbefall, Insektenfraß, UV-Strahlung und chemischen Einflüssen schützt. Diese Abwehrstoffe entfalten auch im menschlichen Organismus ihre Wirkung. Sie werden in Androalexine – nach andro, griechisch: Mensch – umgewandelt und gelten zu Recht als wahre Stars unter den Anti-Aging-Substanzen. In der Kernfrucht der Olive findet sich ein Höchstmaß an Polyphenolen. Das weiche Fruchtfleisch setzt sich zur Hälfte aus Wasser zusammen. Fast 22 Prozent macht das wertvolle Öl aus.
Zwei oder drei Esslöffel pro Tag starten eine komplette Kettenreaktion an Anti-Aging-Effekten: Das Blut wird verdünnt, was einen gewissen Schutz vor Herzinfarkt und Bluthochdruck garantiert. Das Öl setzt sich zum Großteil aus so genannten Fettsäuren zusammen. Durch sie wird der Anteil des schädlichen LDL-Cholesterins reduziert und die Menge an wertvollem HDL-Cholesterin erhöht. Die Membrane der einzelnen Zellen werden vor der durch freie Radikale drohenden Oxidation bewahrt. Als Antioxidantium rangiert Olivenöl deshalb ganz oben. Unter den zahlreichen Polyphenolen finden sich einige Gruppen, etwa die Hydroxytyrosole, die gewisse Nervenempfindungen hemmen und so als natürliches Schmerzmittel eingestuft werden. Andere Ölsäuren bremsen konkret – falls vorhanden – die Aktivität eines bestimmten Krebsgens, das bei der Entstehung von Brustkrebs eine Rolle spielt.
Seit mehr als 5.000 Jahren kultiviert
Im medizinischen Sinne am hochwertigsten ist Öl, das aus entkernten Oliven innerhalb von vier Stunden gewonnen wird. Der ideale Erntezeitpunkt liegt beim exakten Farbwechsel von Grün (unreif) zu Violett oder Schwarz (vollreif). Erhältlich sind auch unreife, durch Eisengluconat chemisch auf schwarz getrimmte Oliven. Sie sind zwar unbedenklich genießbar, reichen jedoch an die echten schwarzen nicht heran.
Der Olivenbaum wird seit dem vierten Jahrtausend vor Christus, also seit mehr als 5.000 Jahren, kultiviert. Seine Wurzeln erstrecken sich bis in eine Tiefe von sechs Metern. Auf diese Weise sichert sich die Pflanze Wasser und die Urkräfte des Bodens für ihr Gedeihen.
Griechen verbrauchen im Durchschnitt zwanzigmal mehr Olivenöl als Mitteleuropäer
Besonders die häufige Erwähnung in der Bibel ließ ihn zum Sinnbild für Gesundheit, Wohlstand und Frieden werden. Im Gleichnis vom barmherzigen Vertreter des ansonsten blutrünstigen Stammes der Samariter wird ein überfallener und verwundeter Kaufmann allein dadurch gerettet, dass seine Wunden mit Olivenöl gereinigt werden. Damit sind die wesentlichen Heilhindernisse beseitigt – alles andere erledigt der Körper. Viele historische Persönlichkeiten haben zum Siegeszug der Olive beigetragen: Die griechische Göttin Pallas Athene soll in Kreta den Bau der ersten Presse initiiert haben. Pharao Ramses setzte das Öl dieser Kernfrucht gegen viele Leiden ein. Auch die Äbtissin, die heilige Hildegard von Bingen, preist in ihren Schriften viele Heilwirkungen. Kaiserin Sissi von Österreich war vielleicht die erste, die Olivenöl gezielt als Anti-Aging-Substanz verwendete: Sie badete in warmem Öl und machte ihre Haut straff und doch geschmeidig.
Uns interessiert weniger die Wundbehandlung oder der Schönheitseffekt: Olivenöl scheint eine Basisfunktion der gesundheitsfördernden Mittelmeerdiät zu repräsentieren. Die Langlebigkeit der Bewohner des mediterranen Raumes darf zum Teil auch auf diese Steinfrucht zurückgeführt werden. Griechen verbrauchen im Durchschnitt zwanzigmal mehr Olivenöl als Mitteleuropäer, und selbst Spanier und Italiener übertreffen uns um das Zehnfache. Das sollten wir schleunigst ändern …