Joghurt! Wer spricht da noch von Milch?
Die Erzeugung von Dickmilch durch das Zusetzen bestimmter Bakterien ereignete sich vermutlich ungewollt in den Taschen aus Ziegenhaut, in denen die Hunnen ihre Vorräte transportierten. Moses versorgte sich und seine Anhänger mit fermentierter Milch auf seiner Reise ins gelobte Land. Dem französischen König Francois I. schickte der Suleiman von Konstantinopel seinen Leibarzt, der mit einer Schafsherde nach Versailles zog. Er heilte die Verdauungsprobleme des Monarchen, ohne das Geheimnis seiner Heilkraft zu lüften.
Und erst der russische Biologe Ilya Ilyich Mechnikov, Medizin-Nobelpreisträger von 1908, lenkte gegen Ende des 19. Jahrhunderts as Interesse auf Joghurt durch die unbewiesene These, dass die Bulgaren damals dank ihrer Bakterienkulturen länger lebten als jedes andere europäisch Volk.
Reich an Inhaltsstoffen
In allen Kulturen, in denen milcherzeugende Tiere domestiziert wurden, herrschte der Glaube vor, dass Joghurt besondere Heilkräfte besitzt. Heute wissen wir es ganz genau. Joghurt ist reich an Kalium (entwässernd), Kalzium, Milcheiweiß und einer Reihe von Vitaminen der B-Familie. Das Bakterium Lactobacillus versorgt den Dünndarm mit Vitaminen und Nährstoffen, verstärkt die Absorption von Nährstoffen, hält den Verdauungstrakt gesund und stabilisiert die Balance der Abwehrkräfte.
Die Universität von Kalifornien wies erstmals nach, dass der Verzehr von Joghurt die körpereigene Produktion von Gamma-Interferon, einer Hauptkomponente des Immunsystems, steigert. Dadurch werden mehr schlechte Bakterien als gewöhnlich vernichtet. Deshalb gilt Joghurt, innerlich und äußerlich, als Geheim-Tipp bei Infektionen der Schleimhäute.
Es ist ein seltsamer Kreislauf der Natur: Joghurt enthält die Enzyme, die wir Menschen für das Verwerten von Milchprodukten benötigen. Die Laktose der Milch wird durch Bakterien in Milchsäure verwandelt, was ihre Verdauung erleichtert. Das Geheimnis dieser chemischen Reaktion sind die lebenden Kulturen. Sie ermöglichen die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen.
Gesundheits-Bakterien zur Verbesserung des Wohlbefindens
Regelmäßiger Joghurt-Verzehr verstärkt die mit dem Alter schwächer werdenden körpereigenen Schutzmaßnahmen gegen Osteoporose. Vier der Hauptstränge, darunter Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium, können mittlerweile auch in Kapseln bioaktiv in ausreichend großer Menge eingenommen werden.
Moderne Lebensweisen und damit verbundene unvollkommene Ernährung führen häufig dazu, dass die Passage der Nahrung durch den Verdauungstrakt zu rasch erfolgt. Dabei werden Teile der Nährstoffe nicht absorbiert. Mangelernährung äußert sich nicht selten zuallererst in Schlafstörungen. Das ermöglicht den einfachen Selbsttest, ob die Gesundheits-Bakterien im Joghurt das Wohlbefinden steigern können …