Autor des Ratgeberbuches: „Lust auf Maca – Die geheimen Scharfmacher“
Liebe erhöht die Chance auf Sex in der Partnerschaft
Zahlen sind mit Vorsicht zu betrachten, und wenn es um Sexualität geht, besonders. Zum Beispiel wurde 1.000 Frauen die Frage gestellt: Wie lange würden Sie für einen Schrank voll neuer Kleider auf Sex verzichten? Antwort (im Durchschnitt): 15 Monate. Dieses Ergebnis hat schon deshalb keine Aussagekraft, weil nicht ersichtlich wurde, wie viele der Befragten in einer festen Partnerschaft leben. Dennoch erlaubt die zunehmende Fülle wissenschaftlicher Erhebungen einige Interpretationen dessen, was wirklich im Bett läuft.
Während eine Reihe von Kriterien die Häufigkeit sexueller Kontakte beeinflusst, ist ein Faktor mit Sicherheit nicht so ausschlaggebend, wie die meisten vermuten: das Alter. Erst kürzlich haben sich unter rund 6.500 Schweizerinnen und Schweizern auch noch Teilnehmer bis zu einem Alter von 80 Jahren freimütig über ihr Liebesleben geäußert.
Den Ausschlag über das, was die Wissenschaft „Koitushäufigkeit“ nennt, gibt das Empfinden, „wie stark der Partner liebt“ und „wie sehr der Partner geliebt wird.“ Wenn nie Liebe empfunden wird, sinken die erotischen Erlebnisse auf 1,0 Mal im Monat ab. Wenn der Partner oder die Partnerin sehr häufig Liebe spürt, erhöht sich die sexuelle Aktivität auf 7,1 Mal im Monat.
Sexuelles Glück stabilisiert sich mit der Dauer der Partnerschaft
Das ist eindeutig ein Heimspiel für die Älteren. Sie leben überwiegend in einer festen Partnerschaft, und sind damit zufrieden. Von den über Sechzigjährigen fühlen sich 81 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen geliebt. Liebe und Sexualität sind bei Männern enger miteinander verknüpft. Bei Frauen wandelt sich das Gefühl der Liebe weniger häufig oder weniger rasch in sexuelles Verlangen um. In Sachen sexueller Lust wird zum Beispiel die Frau um dreißig von der Fünfundvierzigjährigen häufig abgehängt. Britische Umfragen scheinen zu belegen, dass auch auf der Insel Frauen um die vierzig „den besten Sex ihres Lebens“ haben.
Sexuelles Glück stabilisiert sich mit der Dauer der Beziehung. Frauen berichten, dass bei kürzerer Beziehungsdauer die Orgasmusrate niedriger ist. Die Berner Psychologin und Fachfrau in Fragen der Sexualität, Dania Schiftan, Referentin der GSAAM-Konferenz 2008, urteilt konkret: „Das von den Medien vorgegaukelte, stets prickelnde Sexleben, existiert nicht.“ In der Partnerschaft herrscht Sprachlosigkeit. Es fehlen Fragen wie „Ist es dir Recht, wenn ich dies tue?“ oder „Hast du es lieber, wenn ich eher das mache?“ Sexualtherapeuten halten Vorträge zum Thema „Liebe ist nichts für Feiglinge“.
Ein Mythos besagt, dass das Alter ein Ende der Sexualität bedeutet. Die Studie der Miami Universität mit 244 Paaren über 50 widerlegt das so zweifelsfrei wie andere auch. Zwei Drittel der Paare waren sexuell aktiv.
Praktiken passen sich an
Forscht man weiter, erkennt man: Das Ende wird nicht durch Desinteresse oder ein bestimmtes Alter ausgelöst, sondern durch Verletzung, Krankheit oder den Verlust des Partners oder der Partnerin. So wie sich die Bedürfnisse und Fähigkeiten ändern, passen sich auch die Praktiken an. Die Studienleiterin, die Psychologin Linda Ade-Ridder, dazu: „Man lernt, seine Sexualität anders auszudrücken. Wenn der Sex selbst schwierig wird, werden Berühren und Liebkosung wichtige und mächtige Ausdrucksformen. Jeder braucht und ersehnt physikalische Anziehung, ohne Zweifel.“
Die Forscherin wurde gefragt: „Heißt das, dass im Alter sexuelle Experimente ablaufen?“ Sie antwortete: „Nein, nicht wirklich. Diese Generation hat zwar hohe Hürden überwunden, denn sie ging in die Ehe ohne Vorkenntnisse und ohne offene Diskussion über sexuelle Fragen. Aber sie werden mit 60 nicht Dinge anfangen, die sie vorher nicht gemacht haben …“