Unzureichende nächtliche Erholung verändert sowohl die Hormon-Versorgung, als auch den Stoffwechsel in den Fettzellen. Möglicherweise ist das ein wesentlicher Faktor der weltweit grassierenden Übergewichts-Epidemie.
Schlafstörungen haben extreme Auswirkungen auf das Gehirn
Der Mensch ist das einzige Säugetier mit einem Lebensstil, der häufig zu Schlafmangel führt. Der menschliche Organismus ist für den Umgang mit Schlafstörungen nicht ausreichend gerüstet. Ein entsprechender Mangel an Erholung wirkt tief in jedes Organ hinein. Am stärksten sind die Folgen für das Gehirn.
Wissenschaftler eines Zentrums für Schlaf-Forschung und Stoffwechsel-Medizin in Chicago haben dieses Phänomen vor allem an Schichtarbeitern und jungen Eltern erforscht, und daraus Empfehlungen abgeleitet. Sie sind offensichtlich leichter zu befolgen als Kalorien zu zählen, und sich mehr zu bewegen.
Hormon startet Hunger
Zahllose Studien an Mäusen und Ratten haben belegt, dass Schlafentzug die Freisetzung des Hormons Ghrelin fördert, sowohl im Zentralen Nervensystem wie auch in entfernteren Körpergeweben. Ghrelin signalisiert einen Energiebedarf, was wir als Hunger und Appetit erleben. Tatsächlich braucht ein Organismus, der länger wach bleibt, auch mehr Nahrung. Damit eine Versorgung nicht vernachlässigt wird, werden gleichzeitig logischerweise alle Empfindungen von Sattheit möglichst unterdrückt – dafür wäre unter gesünderen Umständen das Hormon Leptin zuständig.
Mehr Kalorien durch Schlafdefizit
Schlafmangel hat auch auf unser Verhalten Auswirkungen. Schläfrige Menschen tendieren zu falschen Entscheidungen, auch bei der Wahl ihrer Lebensmittel. Betroffene und übermüdete Menschen konsumieren am folgenden Tag etwa 300 Kalorien mehr, vor allem stark fetthaltige Nahrung. Während sie häufiger zu einem Imbiss greifen, vernachlässigen sie die körperliche Fitness.
Verführung am Nachmittag
Besonders gefährlich sind die Nachmittagsstunden. Bei Übermüdung erhöht sich im Gehirngewebe die Versorgung mit Fettstoffen der Gruppe Endocannabinoide. Sie sind wirksame Stimmungs-Macher und verführen zum Essen aus Lust.
Ausreichend Schlaf zur Gewichtskontrolle
Frühere chronobiologische Studien zeigten, dass Menschen mit zu wenig Schlaf auch ihren Stoffwechsel stören, also die vorgesehene Umwandlung von Nahrung in Energie. Ein Problem zeigt sich bei Fettzellen, die nicht ausreichend auf Botschaften durch das Hormon Insulin reagieren: Sie speichern Nahrung, statt sie zu verbrennen.
Die Botschaft der Wissenschaftler ist unmissverständlich: Oberster Beitrag zur Gewichtskontrolle ist genügend Schlaf. Alles andere fällt dann leichter.