Werden viele Hormone in die Attraktivität investiert, bleiben vielleicht zu wenige übrig für die Fruchtbarkeit. Allen Erwartungen zum Trotz wurden in einer Studie für das «Journal of Evolutionary Biology» attraktive männliche Kandidaten mit schlechterer Samenqualität verbunden.
Trick der Evolution
Für Wissenschaftler war das nur zur Hälfte überraschend. Erhöhte Spiegel des Sexualhormons Testosteron gelten seit Längerem als mögliches Hindernis für eine optimale Spermienproduktion. Doch es fehlte zum Teil die Erklärung. Die verblüffenden neuen Erkenntnisse deuten auf eine klare Einbuße zu Gunsten positiver sexueller Signale hin.
Durch die Wahl eines Partners mit attraktivem Gesicht durfte die Frau für ihre Nachkommen einen genetischen Vorteil erwarten, denn Eigenschaften des Antlitzes können qualitative Faktoren wie Gesundheit oder Intelligenz signalisieren. Aber möglicherweise schaffte die Evolution auf diese Weise einen Ausgleich, damit auch die Männer mit geringerem Sex-Appeal zum Zuge kommen, und wegen ihrer höheren Fruchtbarkeit zur Arterhaltung beitragen.
In der Regel wird das Erscheinungsbild eines Organismus, sein Phänotyp, stark von Genen geprägt. Deshalb wurde angenommen, dass die Phänotyp-bezogene Fruchtbarkeits-Hypothese ehrliche Verhältnisse wiedergibt, die seine Erbanlagen widerspiegeln.
Gutaussehende Männer: Geringe Spermienkonzentration
Die Qualität der Samenzellen wird unter anderem an ihrer Beweglichkeit und am Anteil normal entwickelter Spermien gemessen.
Für die Studie an der Universität Valencia mussten 50 Männer im Alter zwischen 18 und 36 Jahren drei bis fünf Tage enthaltsam sein, ehe ihr Samen für wissenschaftliche Zwecke gesammelt wurde. Sie mussten frei von Bart und Piercings sein, um eine objektive Bewertung ihrer Attraktivität zu ermöglichen. Es zeigte sich: Je signifikanter die Eigenschaften ihrer Gesichtszüge und ihr Ausdrucksvermögen von androgenen Hormonen mitbestimmt waren, desto geringer war die Spermienkonzentration in der Samenflüssigkeit.
Falscher Hormon-Einsatz
Es wird unterstellt, dass bei Männern mit hoher Investition in die Verbesserung ihrer Konkurrenzfähigkeit durch hohe Hormon-Spiegel im Blut geringere Reserven für die Produktion der Samenzellen bleiben.
Schon 2011 hatten australische Männer mit tiefer, attraktiver Stimme schlechtere Sameneigenschaften als jene mit höherer Stimme.
Kluge Frauen
Ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Wenn Frauen gebeten wurden, männliche Gesichter als mögliche Langzeit-Partner zu bewerten, räumten sie einer männlichen Attraktivität eine geringere Bedeutung ein.