Während die Öffentlichkeit den Katastrophensommer 2003 mit mehr als 15.000 Hitzetoten in Frankreich und mehr als 3.500 sogar im gemäßigteren Deutschland schon wieder verdrängt hat, ist das Thema für die Medizin nicht vom Tisch. Laut Forschungen könnte Folsäure die Lösung sein!
Gefahr Klimawandel
Vor allem, weil wegen des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten mit einer Verdreifachung des Todesrisikos zu rechnen ist. Ein Klimaforscher brachte es in Wien auf den Punkt, als in Österreich 2012 pro heißem Sommertag 14 Menschen mehr als sonst im Durchschnitt starben: «Das sind 100 Tote die Woche – würden so viele Menschen durch Lawinen ums Leben kommen, wären TV-Teams aus aller Welt hier und würden fragen, wie man das verhindern kann.»
Folsäure gegen Hitzetod
Die Antwort steht im medizinischen Fachjournal «Clincal Science» und lautet: Mit Folsäure! Dieses erst vor etwas mehr als 70 Jahren entdeckte Vitamin aus dem B-Komplex kann der Körper nicht herstellen und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Natürliche Folsäurelieferanten sind Hefe, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, sowie Kalbsleber und Geflügelleber.Besondere Beachtung findet es in der Fortpflanzungsmedizin, da Folsäure unerlässlich für die Entwicklung des Nervensystems des Fötus im Mutterleib ist.
Gefäß-Vitamin verbessert Blutfluss
Weniger bekannt sind die kardio-vaskulären Fähigkeiten dieses B-Vitamins. Gepriesen wurde bisher vor allem der Umstand, dass Folsäure erhöhte Homocystein-Spiegel abbaut, in dem es deren Moleküle aufspaltet und einem Recycling zuführt. Die Aminosäure Homocystein gilt als eindeutiger Marker für Gefäßschäden.
Wissenschaftler an der Pennsylvania State University (USA) testeten Folsäure als Mittel zur Verbesserung des Blutflusses an zwei Gruppen von je elf gesunden Älteren im Durchschnittsalter von 71 Jahren und an elf Jugendlichen in ihren 20ern. Sie steckten ihre Kandidaten in spezielle Überwärmungsanzüge, in denen heißes Wasser die Körpertemperatur allmählich ansteigen ließ.
Folsäure verbessert mikrovaskuläre Funktion bei Älteren
Im Vergleich zu den Jüngeren reagierten die Blutgefäße im Körper der Älteren kaum mit Erweiterung und deshalb auch nicht mit erhöhter Durchblutung. Das ist ein Problem: Blut führt die Hitze aus dem Körperinneren in die Hautregionen, wo sie leichter reduziert werden kann. Als Ursache ermittelten die Mediziner einen altersbedingten Mangel an Stickstoffmonoxid, das normalerweise in der Lunge gebildet wird und Blutgefäße erweitert.
Daraufhin gaben sie den älteren Personen im Rahmen der Studie sechs Wochen lang täglich fünf Milligramm Folsäure und tatsächlich konnte die generelle Blutversorgung durch Gefäßerweiterung gesteigert werden. Die Wissenschaftler gaben ihrer Arbeit die Überschrift «Folsäure-Ergänzung verbessert die mikrovaskuläre Funktion im älteren Organismus durch einen Stickstoffmonoxid-Mechanismus».