Unter den Münchner Gastwirten nimmt Charles Schumann unbestritten die Spitzenposition ein. In seiner berühmten «Schumann’s TagesBar» und nach Sonnenuntergang in «Schumann’s Bar» fühlen sich seine Gäste wie zuhause. Anti-Aging-Arzt Dr. Gerd Jansen ging der Frage nach: Wie erlebt dieser Promi-Kenner die Schönen und die Reichen? Ein Anti-Aging News-Interview mit ehrlichen Antworten.
Charles, Du hast die siebzig überschritten und arbeitest seit vierzig Jahren in der gastronomischen Welt von Alkohol und Kalorien. Wie schafft man es, dabei so schlank und drahtig zu bleiben?
Auf sich aufpassen. Man kann nicht immer mit einer Diät korrigieren oder gar nix mehr essen, sondern muss einfach maßvoll leben. Man kann ja auch sportlich nicht immer an die Grenzen. Ich höre in mich hinein. Ich weiß eigentlich, wann ich aufhören muss.
Wie sieht Deine geistige und körperliche Beanspruchung an einem normalen Tag aus?
Ich hoffe gut! Ich fange in der Früh um 8 Uhr an. Dann frühstücke ich – leider zu schnell, ich frühstücke immer außer Haus. Dann gehe ich hierher in die Innenstadt und brauch‘ eine Stunde, um meinen ganz normalen täglichen Ablauf zu regeln. Dann ist es schon fast Mittag. Nach Mittag arbeite ich hier zwei bis drei Stunden im Team mit. Jedenfalls bin ich vor Ort. Zwei bis drei mal in der Woche mache ich eine Stunde Sport, ruhe mich danach aber aus, das muss ich mittlerweile. Dann beginnt das Abendgeschäft, für mich normal bis elf, das kann aber auch Mitternacht oder ein Uhr früh werden. Wenn ich dann nach hause komme, versuche ich zu lesen, was immer schwieriger wird, weil ich einschlafe dabei. Oder ich spiel ein bisschen Klavier. Danach brauch ich mir keine Gedanken zu machen, dass ich vielleicht nicht einschlafen kann… – das passiert in den seltensten Fällen.
In Deinen Bars siehst du Gäste, die sich psychisch und physisch in Grenzbereichen bewegen und permanent mit Stress und Druck fertig werden müssen. Kann man von denen etwas lernen?
Lernen kannst du von so jemandem nicht, kannst ihn nur bedauern, eigentlich. Mach ich aber nicht. Weil jeder ist ja schließlich für sich selber verantwortlich. Aber ich fühle mich schon ein bisschen verantwortlich, das heißt, wenn wir bei einem Stammgast merken, dass er vielleicht zu viel trinkt, kümmern wir uns schon um ihn.
Du kennst eine große Zahl von Erfolgsmenschen mit Geld – hast du den Eindruck, dass viele die Verantwortung für die eigene Gesundheit sozusagen beim Chefarzt abladen? Nach dem Motto: «Dann krieg ich halt meinen Bypass!»
Das glaub ich nun nicht, würde ich auch niemandem, den ich kenne, unterstellen. Ich glaube auch nicht, dass ernsthaft jemand daran denkt, dass er sich eigentlich zurücknehmen muss. Vielleicht hin und wieder mal wenn’s ihm schlecht geht. Aber meistens doch erst, wenn’s wirklich fast zu spät ist.
Zu Dir kommen Menschen aus allen Schichten. Ist Deiner Meinung nach der breiten Öffentlichkeit bewusst, dass wir länger leben, als von der Evolution vorgesehen – und dass wir für ein gesundes Altern etwas tun müssen?
Das glaub ich eher nicht. Die Menschen werden ja ohnedies immer älter, ohne etwas beitragen zu müssen, was ich ganz schlimm finde. Orte, wo man früher allein sein konnte, sind heute plötzlich überfüllt mit fitten Sechzigern und noch älter. Ich hoffe, dass sich das von selbst wieder regelt.
In der Stadt der Lebensfreude, in München, bist Du fast so etwas wie ein Philosoph. Kommt es vor, dass Du einem Deiner Stammgäste, weil er Dir am Herzen liegt, den einen oder anderen gesundheitlichen Rat gibst?
Freundlich, wie ein Philosoph? Nein, das mach ich auf keinen Fall. Stammgäste, die von mir deshalb angesprochen werden wollen oder von mir angesprochen werden, beschimpfe ich manchmal. Wenn ich das mal nicht mehr tue, sollten sie sich überlegen, warum…
[Erläuternd für die Leserinnen und Leser, die Dich nicht näher kennen, muss ich hinzufügen: Granteln ist bei dir fast eine Liebesbezeugung.]
Jetzt eine persönliche Frage: Du hast jahrzehntelang nachts gearbeitet, Du stehst jetzt noch täglich hinter der Theke, Du bist Unternehmer, Du arbeitest als Model, Du betätigst Dich in der Werbung, Du bist Buchautor – wie lädst Du die Batterien auf?
Ich glaub, die sind ziemlich leer!
Bei mir wurde gerade ein Buch über gesunde Cocktails mit natürlichen Ingredienzien vorgestellt, und auch Deine eigenen Kreationen enthalten immer Limette, Orange, Zitrone, Grenadine, Ananas oder Kokos. Glaubst Du an die Kraft bestimmter pflanzlicher Substanzen?
Ja, aber ich weiß zu wenig Bescheid. Cocktails mixen kommt ja ursprünglich von Heilmitteln, denn es waren Substanzen aus Heilpflanzen und andere Heilmittel, die die Cocktail-Geschichte begründet haben.