Eine der erbittertsten Auseinandersetzungen findet bei besorgten Eltern am Küchentisch statt. Es ist der Versuch, ihren Kindern wegen der Mikronährstoffe Obst und Gemüse schmackhaft zu machen. Zwei Professoren der Wissenschaft für Verhaltensforschung an der Universität Chicago haben eine überraschende Ratschlag: Je weniger Eltern ihren Kindern sagen, versprechen oder gar drohen, umso besser. Nichts ist so erfolgreich wie einfach gar keine Botschaft. Sie empfehlen: Das Essen kommentarlos auf den Tisch stellen.
Mikronärstoffe und Kleinkinder
Die Mikronährstoffe der pflanzlichen Nahrung machen gesund und fit, körperlich und mental. Niemals ist das wichtiger als in den ersten Lebensjahren. Aber solche Informationen kommen bei den Kleinen überhaupt nicht gut an.
Die zwei Professoren, Michal Maimaran und Ayelet Fishbach, berufen sich auf eine Reihe eigener Versuche mit Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren. Sie mussten sich unterschiedliche Versionen einer Geschichte anhören, in der ein Mädchen namens Tara Weizenkekse isst, ehe sie hinaus geht zum Spielen.
Karotten ebenso effektiv wie Kekse
Für die erste Gruppe hörte sich das so an: Tara verzehrte die Kekse und fühlte sich stark und gesund. Für die zweite: Tara fand, dass die Kekse prima schmecken und sie war happy. Der dritten Gruppe wurde nur vorgelesen, dass Tara Weizenkekse aß, ehe sie zum Spielen ging – ohne irgendeine Bewertung
Nach dem Vorlesen wurden alle Kinder einige Zeit mit den Weizenkeksen allein gelassen. Die Kinder aus der ersten Gruppe («stark und gesund») verzehrten im Schnitt drei, jene der zweiten Gruppe («prima Geschmack und happy») 7,2, und die dritte (kein Urteil) aß am meisten – neun. Bei Wiederholungen erzielten die Wissenschaftler die gleichen Ergebnisse mit Karotten.
Anpreisen ist kontra-produktiv
Eine mögliche Erklärung finden die Professoren Maimaran und Fishbach in der Vermutung, dass mehrere Marketing-Versprechen («stark und gesund», «prima Geschmack und happy») sich gegenseitig verwässern und abschwächen. Jedes noch so gut gemeinte Anpreisen wirkt auf ein kindliches Gehirn möglicherweise auch schnell als zu aggressiv.
Die Studie wird erst im Oktober im «Journal of Consumer Report» veröffentlicht. In einem Vorab-Bericht haben die Wissenschaftler jetzt schon einen weiteren Rat für Eltern: «Lasst nicht die Kinder den Einkauf entscheiden…»