Wissenschaftler rätseln seit langem über das Phänomen des hohen Verbrauchs von Salz in der westlichen Kost, allen Gesundheitswarnungen zum Trotz. In Deutschland werden täglich 800 Tonnen dieser Würze verkauft. Eine Studie an Ratten deutet jetzt an, warum wir so heiß darauf sind: Salzarme Ernährung verstärkt vielleicht Ängste. Wir greifen demnach zum Salzstreuer, um Stress und die Widrigkeiten des Alltags besser zu meistern.
Versuch an Ratten
In jahrzehntelanger Diskussion wird ein hoher Salzkonsum mit Bluthochdruck – besonders bei Übergewichtigen – gleich gesetzt. Salz-Befürworter vermuten einen tieferen Grund für den weltweit hohen Appetit auf Salz, scheinbar gegen alle Vernunft.
Psychologen der Universität Haifa (Israel) publizierten ihre Erkenntnisse in dem Fachjournal «Physiology & Behavior» (Die Studie wurde von der amerikanischen Salzindustrie mitfinanziert und von der Universitäts-Ethikkommission geprüft). Gesunde und gestresste Laborratten erhielten 0,04 Prozent des Körpergewichts als tägliche Salzration. Das entspricht drei Gramm Salz für einen Mann von 70 Kilogramm – die Hälfte einer als gesund empfundenen Menge, und weniger als ein Drittel unseres tatsächlichen Konsums von rund 10 Gramm pro Tag.
Zu wenig Salz führt zu größerer Ängstlichkeit
Die salzarme Ernährung führte bei den Tieren zu signifikanten Veränderungen: Das Gewicht der Nebennieren und des Herzens vergrößerte sich. Anzeichen von Ängstlichkeit wurden auffällig, besonders die Einschränkung ihrer Aktivitäten, gemessen an der Zeit und an der Häufigkeit. Im Vergleich zu normal ernährten Tieren stieg die Sterblichkeit um 55 Prozent.
Fehlendes Serotonin
Bereits vorgestresste Tiere erhöhten jedoch nicht automatisch ihre Salzaufnahme. Deshalb vermuten die Forscher: Salz schützt nicht vor einem Mangel an Neurotransmittern wie Serotonin («Glückshormon»), der häufig altersbedingt ist. Aber eine aus gesundheitlichen Erwägungen herbeigeführte niedrige Salzversorgung kann das Entstehen von Angstgefühlen und Stimmungsschwankungen herbeiführen. Hier können bewährte und mild wirkende pflanzliche Substanzen zur Stimmungsaufhellung unterstützend entgegenwirken.