Laut neuen Studien soll die Luft, die wir atmen, Auskunft über unsere persönliche Stimmung und den Glückszustand geben. Eine hohe Luftverschmutzung soll dazu führen, dass sich Menschen weniger glücklich und zufrieden fühlen. Dies zeigt sich vor allem an der chinesischen Bevölkerung, die seit Jahren mit verschmutzter Luft in den Städten kämpft.
Hohe Luftverschmutzung in China
Trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von 8 Prozent ist die Lebensqualität in China massiv beeinträchtigt, was neben anderen Faktoren, vor allem auf die Luftverschmutzung in den Großstädten zurückzuführen ist. Alarmierend ist, dass im Durchschnitt 1,1 Millionen Menschen pro Jahr aufgrund dessen vorzeitig sterben. Chinesische Forscher rund um Siqi Zheng stellten nun fest, dass der Grad an Verschmutzung mit dem persönlichen Glücksniveau korreliert: Je stärker die Verschmutzung, desto unglücklicher ist die Bevölkerung.
Luftverschmutzung führt zu impulsiverem und riskanterem Verhalten
Bereits frühere Untersuchungen hatten belegt, dass Luftverschmutzung negative Auswirkung auf die Gesundheit, die geistige Leistungsfähigkeit sowie die Arbeitsproduktivität hat. Zudem zeigen sich Änderungen in der Persönlichkeit. So fand man etwa heraus, dass Menschen an verschmutzten Tagen impulsiver reagieren und riskanteren Verhaltensweisen frönen. Um genau zu untersuchen, welchen Effekt Luftverschmutzung auf das tägliche Leben der Menschen in China hat, zogen die Wissenschaftler Echtzeitdaten aus sozialen Medien heran um zu eruieren, wie die Veränderung des Verschmutzungsgrades auf das Glücksgefühl der Bevölkerung in 144 chinesischen Städten beeinträchtigt.
Social Media gibt Auskunft über den Gemütszustand
Statt Fragebögen zu verwenden, die lediglich das allgemeine Wohlbefinden der Menschen wiedergeben, nutzen sie soziale Medien als Quelle, da durch Social Media das Glück Tag für Tag gemessen werden, und eine große Menge an Daten gewonnen werden kann (sagt der forscher zheng). Die Forscher untersuchten das Ausmaß an Feinstaub in den Städten, welcher als primärer Schadstoff in China gilt. Diese winzigen Partikel mit einem Durchmesser von nur 2,5 Mikrometern schaden der Gesundheit, besonders der menschlichen Lunge. Informationen dazu erhielten sie aus täglichen Luftqualitätsmessungen, die vom chinesischen Umweltschutzministerium publik gemacht wurden. Um den täglichen Glückszustand für jede Stadt zu eruieren, wurden die 210 Millionen mit Geotags versehenen Tweets von Chinas größter Microblogging-Plattform, Sina Weibo, mithilfe eines maschinellen Lernalgorithmus analysiert.
Hohe Verschmutzung beeinträchtigt das Glücksgefühl
Der Glücksindex reichte von 0 für eine sehr negative Stimmung bis 100 für eine sehr positive Stimmung, und wurde mit den täglichen Konzentrations- und Wetterdaten der PM 2,5 Partikel kombiniert. Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Grad der Verschmutzung deutlichen Einfluss auf den Glückszustand der Menschen hatte. Vor allem die weibliche Bevölkerung und jene Personen mit besserem Einkommen zeigten eine höhere Empfindlichkeit gegenüber der Luftverschmutzung. Zudem waren Menschen in den saubersten und schmutzigsten Gebieten am stärksten von der Verschmutzung betroffen. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden im Journal Nature Human Behaviour veröffentlicht.
Luftverschmutzung führt bei Kindern später zu Depressionen
In einer anderen Studie aus England, die in der Fachzeitschrift Psychiatry Research publiziert wurde, deutet an, dass Kinder, die in Gegenden mit höherer Luftverschmutzung aufwuchsen, mit 18 Jahren schwere Depressionen entwickelten. Kinder, die im Alter von 12 Jahren in den am stärksten verschmutzen Arealen wohnten, war das Risiko, im Alter von 18 an einer Depression zu leiden, drei- bis viermal so groß im Vergleich zu Kindern, die in den saubersten Gebieten aufwuchsen.
Aufgrund der Ergebnisse plädieren die Forscher dafür, etwas die Regierung gegen die hohe Luftverschmutzung in den Städten, vor allem in China, unternimmt, um den physischen sowie psychische Wohlbefinden der Bevölkerung nicht zu gefährden.