Ein Bericht von Alzheimer Disease International aus dem Jahr 2018 zeigt, dass weltweit 50 Millionen Menschen an Demenz leiden, und dass bei zwei Drittel von ihnen die Alzheimer-Krankheit als Ursache gilt. Für Betroffene könnte es jedoch schon bald neue Hoffnung geben: Laut Forschungen könnten sich Verfahren wie Licht- und Schalltherapie als vielversprechend bei der Behandlung erweisen.
Alzheimer beeinträchtigt die Lebensqualität immens
Alzheimer und ähnliche Formen von Demenz rangieren unter den meist gefürchteten Alterskrankheiten. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Krankheiten durch Plaques und andere Ablagerungen von Schadstoffen in den Neuronen des Gehirns verursacht werden. Bei von Alzheimer Betroffenen zeigt sich oft eine zunehmende Einschränkung der Lebensqualität aufgrund von Gedächtnisstörungen, verminderter Denkfähigkeit, Unfähigkeit zu effizienter Kommunikation, Persönlichkeitsveränderungen, Stimmungsschwankungen, und anderer Beeinträchtigungen. All diese und weitere Symptome sind mit Ansammlungen von Beta-Amyloid und phosphorylierten Tau-Proteinen im Gehirn verbunden.
Ablagerungen von Schadstoffen im Gehirn
Die direkte Ursache von Alzheimer ist bekannt, aber es ist deutlich komplizierter, ein Heilmittel dafür zu finden. Jene Schadstoffe, die für Alzheimer verantwortlich sind, kommen nicht aus unserer Umgebung, sondern aus den Gehirnzellen selbst. Es handelt sich dabei um Stoffwechselabfälle, die der Körper normalerweise selbst ausscheiden kann. Aus verschiedenen Gründen werden manche Menschen diese Stoffwechselabfälle nicht so effizient los wie andere, was zur Entwicklung der Krankheit führt.
Licht- und Schalltherapie bei zahlreichen gesundheitlichen Störungen
Lichttherapie ist eine beliebte, relativ neue Behandlungsmethode, bei der Patienten mit Licht in einer bestimmten Frequenz bestrahlt werden. Dieses Verfahren wird bereits bei einer Reihe von Erkrankungen wie diabetischer Retinopathie, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt. Einer anderen Methode, die Schalltherapie, die manchmal auch als „vibroakustische Therapie“ bezeichnet wird, wurde bei Untersuchungen eine erfolgreiche Linderung einer großen Bandbreite von Störungen bescheinigt, wie z.B. bei Muskelspastizität, unterbrochenem Schlafrhythmus, chronischen Schmerzen, Entwicklungsstörungen und sonstigen Gehirnstörungen.
Lichttherapie reduziert Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn
Eine in der Zeitschrift Cell veröffentliche Studie zeigt, wie Lichttherapie effektiv eingesetzt werden kann, um die Gammawellenaktivität im Gehirn zu beeinflussen. Labormäuse wurden 60 Minuten pro Tag mit Licht in einer Frequenz von 40 Hertz bestrahlt. Dann wurde eine Schalltherapie mit Tönen in einer Frequenz von 40 Hertz hinzugefügt, die jeweils an sieben aufeinanderfolgenden Tagen täglich 60 Minuten lang erfolgte.
Das Ergebnis war, dass die Mäuse niedrigere Mengen des giftigen Beta-Amyloids im Körper aufwiesen, wodurch die Krankheit verursacht wird. Die Forscher stellten fest, dass bei den Mäusen die gleichen Gehirnveränderungen im auditorischen Kortex und im nahe gelegenen Hippocampus hervorgerufen wurden, einem Bereich, der Erinnerungen bildet, die bei Alzheimer früh geschädigt wurden. Die Mäuse zeigten auch eine bessere Leistung beim Navigieren und Erkennen von Objekten, die sie zuvor gesehen hatten. Durch die Kombination von Licht und Ton wurden die Gehirneffekte verstärkt, und auf den präfrontalen Kortex ausgedehnt, einen Schlüsselbereich für die Planung und Ausführung von Aufgaben.
Auch gefährliche Tau-Proteine werden abgebaut
Die gewählte Frequenz spricht wichtige Gehirnbereiche an, die von Alzheimer betroffen sind, u.a. den Hippocampus, die Mikroglia und die Hörrinde. Bei Gammawellen handelt es sich um die höchste Frequenzstufe, die das Gehirn herstellt. Bei Alzheimer ist die Fähigkeit des Gehirns, diese Wellen zu regulieren, direkt beeinträchtigt. Lichttherapie kann Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn reduzieren, die hinter den Symptomen von Alzheimer stecken. Zudem hat sie sich als wirksam bei der Reduzierung einer weiteren Proteinklasse erwiesen, die mit dem Fortschreiten von Alzheimer in Verbindung steht. Bei diesen Proteinen handelt es sich um sogenannte phosphorylierte Tau-Proteine. Wird die Menge an diesen Proteinen im Gehirn verringert, wird dem Gehirn sozusagen eine „große Selbstreinigung“ und eine Wiederherstellung der Funktionen ermöglicht, die von den Proteinen beeinträchtigt werden.
Weitere Vorteile bei Alzheimer
Lichttherapie bietet noch weitere Vorteile für Menschen mit Alzheimer, und andere Formen von Demenz. Helle Lichttherapie am Tag soll Ruhelosigkeit und weitere unangenehme psychologische Symptome bei älteren Menschen, die Demenz haben, reduzieren. Zudem soll sie wirksam bei der Behandlung von Schlafstörungen sein, die bei Menschen mit Alzheimer häufig auftreten.
Schalltherapie unterstützt die Effekte bei Alzheimer
Genau wie die Lichttherapie, ist auch eine Schalltherapie nichtinvasiv. Sie funktioniert ähnlich wie die Lichttherapie, nur dass die Patienten statt Licht- Schallwellen ausgesetzt werden. Die Schallwellen liegen in einem Frequenzbereich, der die Lichttherapie bei der Reduzierung von Beta-Amyloid-Plaques in der Hörrinde und im Hippocampus weiter unterstützt. Die Schallwellen können, ebenso wie die Lichttherapie dabei helfen, Ablagerungen von phosphorylierten Tau-Proteinen zu verringern. Sowohl Licht- als auch Schalltherapie haben sich als wirksam bei der Reduzierung beider Proteinklassen bei erkrankten Labormäusen erwiesen.
Beeinflussung der Abfallenentsorgung im Gehirn
Wie genau können Lichter und Geräusche diese Wirkung auf die Neuronen haben? Forscher glauben, dass es an der Art und Weise liegt, wie die schwingenden Klänge und Lichter die Mikroglia beeinflussen. Mikroglia sind spezialisierte Zellen, die die Abfallentsorgungsabteilung im Gehirn bilden. Diese Zellen sorgen für weniger Entzündungen und effizientere Aktivität, wenn sie Licht und Klängen in bestimmten Frequenzen ausgesetzt sind. Sie können dann ihre Aufgaben besser ausführen, und auch schädliche Proteine abbauen, die Alzheimer verursachen.
Interessanterweise tritt diese Wirkung nur dann auf, wenn im Gehirn eine genetische Veranlagung für Alzheimer besteht, und sich gerade Schadstoffe beginnen, anzusammeln. Bei Mäusen mit jungem Gehirn, bei denen sich noch keine Schadstoffe angesammelt haben, zeigte sich kein Effekt. Es ist möglich, dass Menschen, die unter Demenz leiden, eine beschädigte Mikroglia besitzen, die teilweise durch die richtigen Lichtwellen und Schallfrequenzen geheilt werden können.
Therapie der Zukunft?
Der Effekt dieser Behandlung hielt ca. eine Woche an, was darauf hindeutet, dass sich Menschen dieser Therapie wohl regelmäßig unterziehen müssten. Es könnte jedoch Mittel und Wege geben, die Behandlung so anzupassen, dass sie längerfristige Wirkung hat, oder dass sie bei Menschen, die genetisch vorbelastet sind, erst gar nicht erst ausbricht.
Nichtsdestotrotz geben diese Forschungsergebnisse neue Hoffnung auf die Behandlung von Alzheimer, für die momentan kaum Therapiemöglichkeiten existieren. Forscher erwarten ähnliche Ergebnisse bei menschlichen Patienten, die eine oder beide Behandlungsmethoden in Anspruch nehmen.