Ein Jahr lang ertrugen kanadische Omas im Durchschnittsalter von 70 Jahren spöttische Blicke, wenn sie im Fitnessstudio an Kraftmaschinen werkelten. Eine Kontrollgruppe beschäftigte sich währenddessen mit Übungen, die eher angemessen schienen: Dehnungen und Schwebeschritte. Das Erstaunliche: Krafttraining hatte postive Wirkung auf das Gehirn, speziell auf das Gedächtnis.
Effektiveres Gedächtnis und mehr Konzentration
Alle Großmütter turnten im Auftrag der Wissenschaft, Spezialgebiet Gehirnforschung. Jetzt meldet die Universität Vancouver Unglaubliches: Wer ein bis zweimal wöchentlich Stärke trainierte, verbesserte die sogenannten Exekutiv-Funktionen des Gehirns, während sie bei der beschaulicheren Gruppe leicht abnahmen. Der Zuwachs wurde mit 10,9 bis 12,6 Prozent ermittelt, der altersbedingte Rückgang mit 0,5 Prozent. Ermittelt und bewertet wurden nach wissenschaftlichen Vorgaben: Entschlusskraft, Konzentrationsfähigkeit trotz Ablenkung und Konfliktlösung.
Bessere Durchblutung
Während ältere Frauen seltener spezielle Übungen für Muskelaufbau und Knochengesundheit praktizieren, sind diese Effekte wiederholt zweifelsfrei nachgewiesen. Jetzt wird vermutet, dass auch das Gehirn von der Verbesserung der Durchblutung und des Stoffwechsels profitiert.
Krafttraining gegen Demenz
Andere Forschungen haben ergeben, dass Krafttraining, insbesondere Gewichtheben, dazu beitragen könnte, Gehirnbereiche zu schützen, die besonders anfällig für die Alzheimer-Krankheit sind.
Eine Langzeitstudie ergab, dass Krafttraining vorteilhaft für die kognitive Leistungsfähigkeit ist und vor Degeneration in bestimmten Unterregionen des Hippocampus schützen kann. Der Hippocampus ist eine komplexe Struktur im Gehirn, die eine wichtige Rolle im Hinblick auf das Lernen und Gedächtnis spielt.
Die Hippocampus-Unterregionen, auf die das Krafttraining abzielte, waren jene, die besonders anfällig für die Alzheimer-Krankheit waren. In der Kontrollgruppe, in der kein Krafttraining durchgeführt wurde, schrumpften die Subregionen des Hippocampus im Laufe von 18 Monaten um 3-4 Prozent, während diejenigen, die Krafttraining absolvierten, nur 1-2 Prozent Verringerungen und in einigen Bereichen überhaupt keine Verringerung sahen.
Krafttraining ist eine Art körperlicher Betätigung, die eine wiederholte Kontraktion der großen Muskelgruppen gegen eine Gegenkraft erfordert, typischerweise ein freies Gewicht oder die Verwendung von Fitnessgeräten. Die Teilnehmer der Studie absolvierten jede Woche insgesamt nur 90 Minuten lang ein überwachtes Krafttraining in zwei oder drei wöchentlichen Sitzungen. Laut der Studienleiterin, Dr. Kathryn Broadhouse, würden diese Forschungen zeigen, dass Krafttraining einige Subregionen des Hippocampus bis zu 12 Monate nach Beendigung des Trainings vor Degeneration oder Schrumpfung schützen kann.