Depressionen zählen zu den lähmendsten psychischen Erkrankungen. Etwa 25 Prozent der Bevölkerung erleben in einem Jahr Depressions- oder Angstzustände. Eine neue Pilotstudie hat herausgefunden, dass Depressionen mit einer Genauigkeit von 90 Prozent vorhergesagt werden können, indem die Herzfrequenz einer Person über 24 Stunden analysiert wird.
Verbindung zwischen Herzfrequenz und Depressionen
Obwohl Depressionen so häufig vorkommen, gibt es immer noch zu wenige vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten. Meist werden Medikamente wie Antidepressiva und/oder eine Gesprächstherapie eingesetzt, um die Symptome zu verbessern. Es kann jedoch oft Monate dauern, bis eine Behandlung Wirkung zeigt. Manche Menschen sprechen hingegen gar nicht auf derartige Therapieformen an. Hier kommt Ketamin ins Spiel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Antidepressiva wirkt dieses Präparat, das mittlerweile auch in Europa zugelassen ist, sehr schnell.
Wissenschaftler wissen schon seit längerem dass die Herzfrequenz mit Depressionen zusammenhängt, doch das WIE war bislang nicht klar. Vergangene Forschungen konnten eine Verbindung zwischen der Variabilität der Herzfrequenz und Depressionen feststellen. Bei Menschen mit Depressionen zeigen sich durchwegs höhere Herzfrequenzen, und Ketamin kann zu einer raschen Verbesserung der Stimmung beitragen. Dieser Umstand ermöglichte es den Forschern die Verbindung zwischen Herzfrequenz und Depression zu verstehen.
90-prozentige Sicherheit, ob Person depressiv ist oder nicht
Um diese Beziehung näher zu beleuchten, führten Forscher unter der Leitung von Carmen Schiweck, Ph.d. von der Goethe-Universität in Frankreich, eine Pilotstudie durch, für die sie 16 Personen mit einer behandlungsresistenten Major Depression, sowie 16 gesunde Personen als Kontrollgruppe heranzogen. 4 Tage und 3 Nächte wurde die Herzfrequenz der Teilnehmer gemessen. 8 Probanden erhielten Ketamin, der Rest bekam ein Placebo.
Die Ergebnisse belegten, dass Menschen mit Depressionen eine höhere Grundherzfrequenz sowie eine niedrigere Herzfrequenzschwankung aufwiesen. Nach der Behandlung zeigte sich, dass sich sowohl die Herzfrequenz als auch die Herzfrequenzschwankung verändert hatte und nun näher an den Werten der Kontrollgruppe lagen. Durch diese 24-stündige-Messung können die Forscher mit einer extrem hohen Genauigkeit (90 Prozent) feststellen, ob eine Person aktuell unter Depressionen leidet oder nicht. In der Praxis kann dies Ärzten eine objektive „Frühwarnung“ vor einer möglichen Depression sowie einen schnellen Hinweis darauf geben, ob die Therapie wirksam ist oder nicht, wodurch eine raschere und reaktionsschnellere Behandlung möglich wird.
Effektivere Diagnose und Behandlung möglich
Wichtig ist, dass die Forscher feststellten, dass die Software durch Einspeisung der Herzfrequenzdaten in ein Programm für künstliche Intelligenz die Teilnehmer mit und jene ohne Depression richtig identifizieren konnte. Für die Wissenschaftler bedeuten diese Resultate, dass mithilfe der Messung der Herzfrequenz sowohl die Diagnose als auch Behandlung der Symptome einer Depression verbessert werden könnten. Allerdings merken sie auch an, dass es weiterführende Studien geben müsse, und ihre Untersuchungen mit einer größeren Stichprobe erfolgen müssen, um diese Ergebnisse zu bestätigen.