Es gibt ein Nischengebiet der Wissenschaft, das als Gesichtsmorphologie bekannt ist. Dieser Bereich zielt darauf ab, Korrelationen zwischen Gesichtszügen und Einstellungen, Persönlichkeiten und Verhaltensweisen von Menschen zu finden. Eine kürzlich in diesem Forschungsbereich durchgeführte Studie hat einen Zusammenhang zwischen Gesichtsform und sexuellem Verhalten aufgedeckt.
Gesichtsform und stärkerer männlicher Sexualtrieb
In dieser Studie rekrutierten die Forscher 145 Studenten kaukasischer Abstammung, die sich in einer heterosexuellen Beziehung befanden. Die Wissenschaftler erhoben Fragebögen über ihr sexuelles Verhalten und ihre Libido, und analysierten die Gesichtsfotos der Freiwilligen. Bei der Analyse der Daten stellten die Forscher fest, dass ein Gesicht mit einer im Vergleich zu seiner Länge größeren Breite mit einem höheren Sexualtrieb verbunden war. Dieser Effekt zeigte sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Zudem stellten sie fest, dass ein breiteres Gesicht voraussagte, dass sich die Person mit ungezwungenem Sex wohler fühlt und Ihren Partner eher betrügt, obwohl diese Korrelationen nur auf Männer zutrafen.
Die Forscher spekulieren, dass die Verbindung zwischen einem breiten Gesicht und einem starken Sexualtrieb auf Testosteron zurückzuführen sein könnte. Testosteron ist wohl am bekanntesten, wenn es um die Libido geht, Sexualhormone beeinflussen jedoch auch die Entwicklung von Gesichtsknochen. Natürlich war diese Studie rein beobachtend und beweist nicht, dass dies eine Ursache-Wirkungs-Beziehung ist. Zudem war die die Stichprobengröße relativ gering, und die Umfragen unter den Teilnehmern waren in Bezug auf die Anzahl von Fragen nicht so erschöpfend, wie sie hätten sein können.
Breites Becken bei Frauen Hinweis auf mehr Sexualpartner
Zahlreiche andere Forschungen, wenn auch meist in kleinem Rahmen, haben Zusammenhänge zwischen körperlichen Merkmalen und sexuellen Verhaltensweisen und Einstellungen untersucht. So fanden etwa Wissenschaftler der Universität von Leeds in Großbritannien, die Daten von 148 Frauen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren gesammelt hatten, dass breitere Hüften ein Prädiktor für mehr One-Night-Stands und eine höhere Anzahl lebenslanger Sexualpartner sind. Die Autoren der Studie spekulieren, dass es dafür einen evolutionären Grund geben könnte. Vielleicht sind Frauen mit breiteren Hüften eher biologisch motiviert, viel Sex zu haben, da ein breites Becken die Geburt einfacher und sicherer macht.
Eine Studie, die an der Stanford University durchgeführt und im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurde, ergab, dass eine spezielle Gesichtserkennungssoftware die sexuellen Orientierungen von Menschen mit größerer Genauigkeit vorhersagen kann, als dies sonst möglich wäre. Das deutet darauf hin, dass die Hormone und die biologische Entwicklung, die für die sexuelle Orientierung verantwortlich sind, auch die Gesichtszüge auf korrelative Weise beeinflussen könnten.
Andere Persönlichkeitsmerkmale am Gesicht ablesbar?
Gesichtszüge wurden mit vielen anderen Aspekten der Persönlichkeit in Verbindung gebracht, die über die reine Sexualität hinausgehen. Obwohl die oben erwähnte Studie ein breites Gesicht bei Männern mit mehr Gelegenheitssex und einem höheren Sexualtrieb in Verbindung brachte, haben andere Untersuchungen ergeben, dass Männer mit breiteren, quadratischeren Gesichtern möglicherweise eher aggressiv sind und sich unethisch verhalten. Einige andere Untersuchungen legen nahe, dass Menschen erkennen können, wer ein Verbrecher ist und wer nicht, indem sie sich nur das Gesichtsporträt ansehen.
Die Bandbreite an Dingen, die wir unbewusst in den Gesichtern der Menschen ablesen, kann überraschend sein. In einer Studie stellten Forscher fest, dass Testteilnehmer Mormonen und Nicht-Mormonen mit einer höheren Genauigkeit identifizieren konnten. Sie gehen davon aus, dass die Freiwilligen unbewusste Hinweise auf die Gesundheit aufgriffen. Menschen der mormonischen Religion konsumieren weder Tabak noch Alkohol, und leben etwa 10 Jahre länger als der durchschnittliche Europäer.
