Eine Studie am Imperial College in London stuft die Mehrzahl der Apps zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels auf Basis der zu sich genommenen Nährstoffe als unzuverlässig ein. Es besteht das Risiko, dass Patienten unkorrekte Insulin-Dosierungen erhalten. Wissenschaftler checkten 46 Insulin-Apps.
Gefährliche Mängel entdeckt
Für Menschen mit Diabetes ist es verlockend, auf Knopfdruck Glukose-Werte, verzehrte Kohlenhydrate und Insulin-Dosierungen abrufen zu können. Allerdings fehlt einigen Apps der Zugang zu einer Lebensmittel-Datenbank. Wissenschaftler testeten verschiedene Insulin-Apps und ihre Effektivität, und kamen dabei zu folgenden Ergebnissen:
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- 42 Apps waren ohne Logik-Schutz vor Tippfehlern bei der Eingabe, viele ohne Spyware.
- 30 Apps bestanden die medizinisch notwendigen Voraussetzungen nicht, weil Dosierungsempfehlungen nicht den Standardwerten entsprachen, da Angaben nicht automatisch aktualisiert wurden oder weil „grundsätzliche klinische Voraussetzungen“ verletzt wurden und
- 11 Apps hatten einen technischen Störfall.
Nur 14 Hersteller legten ihr Insulin-Berechnungsschema offen. Die übrigen wurden von den Medizinern um Auskünfte gebeten, und mehr als die Hälfte antworteten nicht einmal. Sie fanden zudem heraus, dass fast jede zweite App seit Jahren nicht überarbeitet und aktualisiert worden war trotz neuer Richtlinien für Blutzucker-Werte. Bei der Mehrheit handelte es sich um kostenpflichtige Apps, die meisten wurden nie offiziell zugelassen.
Von der Nutzung wird abgeraten
Die Wissenschaftler betonen: Die Medizinbranche sollte stärker bedenken, dass solche Geräte «da draußen» im Einsatz sind. Ihre Empfehlung: «Gemessen an der steigenden Zahl derer, die ihre Mobilfunkgeräte und Apps zur Verbesserung ihrer Gesundheit nutzen, sollten Ärzte proaktiv sein, und ihren Patienten raten, nicht Zeit und Geld für solche Apps zu verschwenden.»
Was bei der Verwendung von Diabetes-Apps zu beachten ist
Wer dennoch eine der vielen Apps ausprobieren möchte, sollte darauf achten, dass die App alle gewünschten Funktionen bietet, regelmäßige Updates zur Verfügung stellt, und über ein CE-Kennzeichen verfügt. Um die richtige App zu finden, können spezielle Check-Listen eine wertvolle Hilfe darstellen. Wichtig ist es, laut Experten auch, auf das Thema Datenschutz zu achten. So sollte der Nutzer seine Gesundheitsdaten nicht bereitwillig in der Cloud bereitstellen, wenn nicht genau geklärt ist, ob der App-Anbieter die Datenschutzrichtlinien einhält.
Empfehlenswerte Diabetes-App sind u.a. die App mysugr, die auch von der Organisation diabetesDE gute Bewertungen erhalten hat. Die Pro-Version beläuft sich auf € 2,99 im Monat. Auch die Diabetes-Apps SiDiary Diabetes-Management und DiabetesConnect können für Diabetiker eine gute Hilfe darstellen.