Auf einen derart zuverlässigen Beweis für die Bedeutung von Hormonen im Knochenstoffwechsel hat die Medizin lange gewartet: Frauen mit einer Hormonersatztherapie nach der Menopause erlebten sehr viel seltener Komplikationen nach einer Operation mit einer künstlichen Hüfte oder einem künstlichen Knie, und die Implantate hielten zudem länger.
Größtes Risiko nach einer Implantation: Knochengewebe löst sich auf
Der häufigste Grund für ein Versagen des Gelenksersatzes ist die Auflösung von umgebendem Knochengewebe, und zwar ohne infektiöse Keime von außen. Hormone schützen den Knochen. Die Zweitoperation wird möglichst mit allen Mitteln vermieden, denn ihr Ausgang ist meist weniger erfolgreich als der Ersteinsatz.
Kein nationales Register
Nur wenige Länder – darunter England, Dänemark, Rumänien, Australien, Neuseeland – führen ein nationales Orthopädieregister, deshalb geben Zahlen aus der Schweiz zu denken: Dort wurde im Beobachtungszeitraum jedes 10. künstliche Hüftgelenk und jedes 12. künstliche Knie ausgetauscht.
Wissenschaftler der Universität Oxford (Großbritannien) kennen noch nicht alle Antworten, doch die Annahme ist einhellig, dass im Problemfall entzündliche Prozesse und eine Art von Unterversorgung der Knochensubstanz mit Nährstoffen dem Abbau von Knochengewebe rund um das künstliche Gelenk vorausgehen.
Sie studierten Daten von 24.733 Frauen, Durchschnittsalter 65 Jahre, die zwischen 1986 und 2006 eine neue Hüfte (56%) oder ein neues Knie (44%) bekamen. 2.700 waren in einer Hormon-Ersatz-Therapie, und als Kontrollgruppe für sie wurden 8.100 Patientinnen gleichen Alters mit ähnlichen medizinischen Voraussetzungen, aber ohne Hormoneinnahme, ausgewählt.
Mit Hormonen bessere Chancen
Der Vergleich zeigte: Bei einer Hormon-Einnahme war das Risiko, dass ein neues Gelenk in den ersten drei Jahren nach der Operation erneut ausgetauscht werden musste, um mehr als ein Drittel reduziert.
Im Knochen steuern mehrere Hormone, darunter auch Östrogene und Glukokortinoide, den Stoffwechsel, den Abbau und Aufbau, die Mineralisierung des Knochens und andere Zellaktivitäten. Das Nachlassen der eigenen Hormonproduktion in den Wechseljahren (Menopause) wird von den bekannten Symptomen wie Hitzewallungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Schwitzen begleitet, und darüber hinaus fehlen die Botenstoffe bei vielen Vitalprozessen.