Das Nachdenken über sein Schicksal könnte durchaus als wertvoller Wesenszug des Menschen gelten. Doch Experten für Psychotherapie müssen warnen: Grübeln belastet die Gegenwart und die Zukunft.
Nachdenken führt zu Depressionen
«Warum gerade ich?», «Wieso jetzt auch das noch?» Solche Fragen werden als Beispiele für eine Auseinandersetzung angeführt, die am Ende in einer verhängnisvollen Reduzierung des Selbstwertgefühls kulminieren kann.
Die flotte amerikanische Lebensweise produzierte in den goldenen 80er-Jahren Psycho-Bestseller, die begeistert auch ins Deutsche übersetzt wurden, wie zum Beispiel «Ich bin okay, du bist okay» – die optimale Basis für eine positive Partnerschaft, übrigens auch zwischen den Generationen, also etwa Eltern-Kind. Grüblerische Selbstzweifel sind das genaue Gegenteil, und werden häufig als Symptome für Depressionen gedeutet. Die wissenschaftliche Beobachtung von Studiengruppen lassen keinen Zweifel:
Je länger Betroffene grübeln, desto bedrohlicher erscheinen ihnen einerseits Gegenwart und Zukunft, und desto düsterer wird andererseits die Vergangenheit abgespeichert. In dieser Falle entwickeln sich schwere depressive Beschwerden.
Grübeln kontrollieren
Psychotherapeuten haben bereits genug Erfahrungen für erste konkrete Ratschläge. Der wichtigste: Kontrolle über das Grübeln. Gefährdete sollen nicht wahllos grübeln, von früh bis spät, sondern sich genau überlegen, was sie bewusst zum Gegenstand konzentrierten Nachdenkens machen – und was nicht. Die Erkenntnis ist unmissverständlich: Schwermütige Gedanken sind nicht Werkzeuge einer Lösungssuche.
Ein Blatt Papier und ein Bleistift, links negative Inhalte einer schwierigen Situation aufgelistet, rechts positive – das ist ein konstruktiver Weg, Probleme anzugehen.