Osteoporose ist eine verheerende Krankheit, für die es bislang keine perfekte Therapie gibt. Das könnte sich schon bald ändern. Ein grundlegender Alterungsmechanismus, der die Funktionsstörung des Gewebes im gesamten Körper antreibt, könnte Forschern schon bald helfen, eine neue Behandlungsmöglichkeit für diese Erkrankung zu entwickeln.
Osteoporose zählt zu den 10 häufigsten Volkskrankheiten
Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der Knochensubstanz übermäßig abgebaut wird. Die Knochen verlieren an Festigkeit, werden immer schwächer, und können am Ende brechen. Bereits ein sanfter Stoß oder eine ruckartige Bewegung können ausreichen, um einen Bruch hervorzubringen.
Eine perfekte Therapie war bislang nicht möglich. Bei der Behandlung von Osteoporose kommen derzeit verschiedene Ansätze in Betracht, wie der Einsatz von Medikamenten, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder Schmerzen zu lindern. Präparate, die Kalzium enthalten, können die Knochen stärken. Auch Physiotherapie kann hilfreich sein, um die Mobilität des Patienten zu verbessern. Im schlimmsten Fall erfolgt eine Operation, um geschwächte oder brüchige Knochen widerherzustellen.
Seneszente Zellen hemmen Knochen und erhöhen Knochenresorption
Ein Forscherteam des Zentrums für klinische und translationale Wissenschaften der Mayo-Klinik hat die Auswirkung seneszenter Zellen auf die Entwicklung spezifischer Krankheiten untersucht. Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass ein Mechanismus, der als zelluläre Seneszenz bekannt ist, ein bedeutendes neues Heilmittel für Knochenerkrankungen darstellen könnte, die mit dem Alterungsprozess, hormonellen Ungleichgewichten, und anderen Ursachen zusammenhängen. Wenn Menschen älter werden, altern auch ihre Zellen, d.h. sie teilen sich nicht mehr, und können sich nicht regenerieren.
Die Forscher untersuchten sowohl Mäuse als auch Menschen, und stellten fest, dass sich seneszierende Zellen in Knochen befinden, die sich mit zunehmendem Alter ansammeln. Diese Zellen weisen eine hohe Expression mehrerer SASP-Marker auf, was zu einer Hemmung der Knochenbildung und einer Erhöhung der Knochenresorption führen kann.
Entfernung der Zellen führt zu besserer Knochenstärke und erhöhter Knochenmasse
Sie kamen zu dem Schluss, dass seneszierende Zellen Substanzen produzieren und absondern, die die Entstehung von Entzündungen stimulieren, die häufig Vorläufer für Zell- und Knochenschäden sind. Die Forscher der Mayo Clinic glauben, dass die Isolierung dieser Zellen letztendlich zur Entwicklung neuer Medikamente und Therapien führen könnte. Dies könnte den Beginn der Knochenzerstörung einschränken, oder möglicherweise vollständig verhindern.
Die Wissenschaftler führten Experimente an Mäusen durch, indem sie seneszierende Zellen über einen Zeitraum von zwei Monaten aus den Knochen der Tiere entfernten. Nach Abschluss des Experiments stellten die Forscher fest, dass die Nagetiere eine bessere Knochenstärke und eine erhöhte Knochenmasse aufwiesen. Diese Funde deuten an, dass seneszierende Zellen eine kausale Rolle beim Knochenschwund spielen, wenn Menschen älter werden, und dass die Entfernung dieser Zellen die Gebrechlichkeit minimieren und die Lebensdauer verlängern kann.
Effektive Therapie auch bei Nierenerkrankungen und Diabetes
Dieses neue Wissen beschränke sich laut den Forscher jedoch nicht nur auf die Behandlung von Osteoporose. Das Entfernen von seneszenten Zellen könnte auch die Funktion von Gewebe und Organen in anderen Bereichen verbessern, und sich effektiv bei der Therapie chronischer Nierenerkrankungen und Diabetes erweisen.
Das Ziel der Wissenschaftler besteht darin, die Fähigkeit von Senolytika (Wirkstoffe, welche gegen seneszente (gealterte) Zellen im Organismus wirksam sind) zu untersuchen, seneszente Zellen in verschiednen Geweben zu eliminieren, und die mesenchymale Stammzellenfunktion zu verbessern, die bei älteren Menschen mit Nierenkrankheiten und Diabetes oft reduziert ist.
Forschungen gehen weiter
Obwohl diese Forschungen bereits sehr vielversprechend sind, wird betont, dass Wissenschaftler erst begonnen hätten, die Auswirkungen alternder Zellen auf Menschen zu testen. Mehr Studien seien nötig, um die genauen Mechanismen zu entschlüsseln. Weitere Studien werden voraussichtlich im Mai 2021 bzw. im April 2022 abgeschlossen sein.