Die Ägypter nutzen Alkohol als Heilmittel vor 5000 Jahren
Der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol hat ein unschätzbares Potenzial für unsere Gesundheit, das haben die Menschen schon früh bemerkt – zumindest vor 5.000 Jahren, wie man aus dem alten Ägypten weiß, und so kann Alkohol als erstes wirksames Heilmittel angesehen werden. Weil die Ägypter dem Wein heilende Kräfte zusprachen, gaben sie ihren Toten Wein mit auf den Weg zum Totengericht. Aber nicht nur Wein, auch Bier war ein wichtiger Bestandteil der altägyptischen Heil- und Anti-Aging-Mittel.
Schon Skorpion I, einer der ersten Pharaonen, ließ Wein anbauen und ihn mit allerlei Kräutern wie Koriander, Minze, Salbei oder mit Zimt oder Pinienharzen versetzen. So schmeckte der Wein nicht nur besser, sondern er enthielt zusätzlich medizinisch wirksame Stoffe.
Nicht von ungefähr erreichte gerade der ägyptische Adel meist ein hohes Alter. Wer es sich leisten konnte, tat so manches dafür, vital zu altern. Als besonders wichtige Voraussetzung dafür, ja richtiggehend als Jungbrunnen, galt schon damals eine gesunde Ernährung.
Der mit allerlei Kräutern und Honig versetzte Gewürzwein der Ägypter feierte Jahrtausende später sein Comeback: als Glühwein, aber auch als Heilmittel gegen grippale Infekte. Zimt etwa wirkt entzündungshemmend, Gewürznelken bekämpfen Viren und Bakterien, und auch Sternanis, der durchwegs in Glühwein enthalten ist, hat deutliche antivirale Effekte und wird mittlerweile sogar bei der Erzeugung des Grippemittels Tamiflu eingesetzt.
Lass die Nahrung deine Medizin sein
Der Leitsatz des Hippokrates, des Urvaters der abendländischen Medizin, «Lass die Nahrung deine Medizin und Medizin deine Nahrung sein», klingt einerseits von der Weisheit der Ägypter inspiriert, andererseits könnte so auch eine Empfehlung der modernen Anti-Aging-Forschung lauten.
Die Erkenntnisse der antiken Ärzte − besonders des Hippokrates und des Celsus und Galen − fanden fruchtbaren Boden in den Klöstern des Mittelalters. Heilende Kräuter und Gewürze spielten dort eine große Rolle, und die Mönche bewahrten sie in eigenen Räumlichkeiten auf, den «apothecae».
«Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste», so behauptete schon Plutarch vor bald 2000 Jahren.
Was im Volke stets ein offenes Geheimnis war, belegt nun auch eine Studie der medizinischen Universität von Massachusetts:
Drei Gläser Wein pro Woche reduzieren das Risiko, an Herzinfarkt zu erkranken, um rund 30 Prozent.
Diese lebensverlängernde Wirkung resultiert speziell aus den Weininhaltsstoffen Resveratrol und Quercetin. Resveratrol ist in hoher Dosis in der Haut roter Trauben zu finden – ein Liter Traubensaft schafft es bereits auf 200 μg Resveratrol, ein Liter Rotwein hingegen kommt auf 30 bis 50 mg. Resveratrol und Quercetin zählen beide zu den Flavonoiden und verbessern unter anderem nachweislich die Durchblutung, bekämpfen Sauerstoffradikale und somit auch so genannte stille Entzündungen, die man anfänglich nicht bemerkt, die aber gefährliche Faktoren für Herzinfarkte oder Demenzerkrankungen sein können.
Destillierter Alkohol als «Lebenswasser»
Das eigentliche Geheimnis des jung machenden Alkohols ist jedoch von alters her das Destillat. Der griechische Philosoph Aristoteles beschrieb bereits vor 2300 Jahren eingehend, wie sich erhitzter Wein als Wasser niederschlägt.
Aqua ardens − brennendes Wasser − stand bei den Alchemisten wegen seiner vielfältigen Eigenschaften hoch im Kurs, fand aber auch bei den Medizinern als Heilmittel Anerkennung.
Eine Weindestillation wurde erstmals 1167 im medizinischen Lehrbuch des Alchemisten Salernus dokumentiert, doch erst Taddeo Alderotti, der Gründer der medizinischen Schule Bolognas, schuf im 13. Jahrhundert aus dem Aqua ardens der Alchemisten das Aqua vitae der Mediziner. Das Lebenswasser galt bald als magisches Allheilmittel und wirkte, nach der Meinung der damaligen Gelehrten, gegen alle nur denkbaren «inneren wie äußeren Übel».
Alkohol potenziert die Heilkraft der Inhaltsstoffe
Von einer Medizin, die derart positiv ins Leben eingreifen sollte, versprachen sich rasch nicht nur Leidende einiges, und so wurde das Lebenswasser außer als Medizin bald auch als Genussmittel verkauft. Kurz darauf reicherte man das «Aqua vitae» aus gesundheitlichen wie geschmacklichen Gründen – ähnlich wie die Ägypter ihre Weine – mit allerlei Kräutern und Gewürzen an, und zwar, indem man die Substanzen entweder einfach in das Destillat einlegte oder sie gleich von Anfang an mitbrannte. Zum großen Erstaunen schien sich die Heilkraft der Inhaltsstoffe zu potenzieren. Das, was Ärzte und Alchemisten von damals nur durch praktische Anwendungen demonstrieren konnten, ist heute medizinisch erklär- und nachweisbar.
Grundsätzlich gilt: Je länger man Lebensmittel lagert, desto geringer werden ihre positiven Wirkstoffe.
Einige Substanzen aber, so zeigten die Forschungen, verkehren diesen Grundsatz ins Gegenteil, denn Früchte wie Erdbeeren oder Brombeeren, die in Alkohol konserviert werden, wirken nach 14 Tagen im Alkoholbad deutlich frischer als die unbehandelten Beeren. Außerdem speichert der Alkohol die antioxidative Wirkung der Früchte. Und nicht nur das, er erhöht die gesundheitsfördernden antiinflammatorischen und antikanzerogenen Substanzen um ein Vielfaches.
Alkohol in Maßen sowie die passenden Kräuter, Gewürze und Früchte, können also durchaus die richtigen Zutaten «ewiger Jugend» sein.
Vorsicht ist bei weißem Zucker geboten
Dafür sollte man sich bei weißem Zucker zurückhalten. Zwar könnte der menschliche Körper ohne Zucker nicht überleben – nicht atmen, nicht gehen, nicht arbeiten und schon gar nicht denken −, denn Zucker ist einer unserer wichtigsten Energielieferanten und Treibstoff. Unsere Gehirnzellen etwa ernähren sich ausschließlich von Zucker und verbrennen pro Tag rund 140 Gramm Glukose, also etwa zehn Esslöffel Zucker. Dies ist jedoch kein Freibrief für den üppigen Genuss von Schokolade, Kuchen und Eis, denn der menschliche Körper stellt seinen süßen Brennstoff selbstständig her, und zwar aus Brot, Nudeln oder Kartoffeln. Der schnell verwertbare weiße Zucker aber setzt dem Körper ordentlich zu, denn zu viel Zucker bewirkt einen zu hohen Blutzuckerspiegel. Ist der Blutzuckerspiegel aber zu hoch, fühlt sich die Bauchspeicheldrüse bemüßigt, Gas zu geben, um den Blutzuckerspiegel wieder auf normales Verbraucherniveau zu bringen. Dafür produziert sie reichlich Insulin, denn das wird für die Zuckeraufbereitung benötigt. Das Ergebnis: Der Stoffwechsel gerät durcheinander und löst im Organismus oxidativen und inflammatorischen Stress aus.
Agavensirup und Stevia als süßende Alternativen
Ausschlaggebend, ob ein Süßungsmittel als akzeptabel gilt oder nicht, ist der glykämische Index, der beschreibt, wie schnell Zucker in die Blutbahn gerät und aufgespaltet wird. Seine Formel ist kurz und prägnant: je rascher, desto schädlicher. Eine gute Alternative, die mindestens so schmackhaft ist wie weißer Zucker, wäre Agavensirup. Der Saft der Agave soll zudem Wundheilung unterstützen und Entzündungen hemmen – übrigens hat auch der Tequila seinen Ursprung in der Agave. Ebenfalls nicht zu verachten ist Ahornsirup, der einen Zuckergehalt von etwa 65 Prozent aufweist sowie einige Mineralstoffe. Er hat weniger Kalorien als Honig und liegt mit einem glykämischen Index von rund 40 deutlich unter Zucker. Eine gesunde und absolut kalorienarme Alternative zu weißem Zucker entstammt der südamerikanischen Süßpflanze Stevia. Aus den Blättern wird so genanntes Steviosid entnommen, ein Pflanzeninhaltsstoff, der bis zu 300 Mal süßer als herkömmlicher Haushaltszucker ist. Und diese Stevioside sind nicht nur süß, sondern auch gesund. Sie zählen nämlich − wie das Resveratrol und das Quercetin im Wein − zu den Flavonoiden, und diese wirken stark antioxidativ, antiviral und antikanzerogen.
Der Mensch mag süß, aber bitter macht fitter
Der Mensch mag es also süß. Das beweisen bereits Neugeborene. Die Wahrnehmung unterschiedlicher Geschmäcker macht uns das Leben nicht nur abwechslungsreicher, sondern steuert auch das Essverhalten. Und genauso wie der Mensch Süßem den Vorzug gibt, hat er eine natürliche Abneigung gegen alles Bittere. Dabei helfen uns gerade Bitterstoffe, gesund zu bleiben, und das nicht nur, weil wir weniger essen, wenn Speisen bitter schmecken.
Salopp lässt sich sagen: Bitter macht fitter.
Das wusste bereits der griechische Arzt Dioscurides, der im 1. Jahrhundert in fünf Büchern rund 1000 Heilmittel zusammenfasste, darunter auch etliche Bitterstoffe, etwa das Wermutskraut, das dem Wermutstropfen zu seiner sprichwörtlichen Verwendung verholfen hat. Selbst der Volksmund war sich stets sicher: «Bitter im Mund, ist der Magen gesund» und verarbeitete bittere Kräuter und Gewürze zu Medizin, aus der sich bald Genussmittel wie der Aperitif oder der Digestif entwickelten; Beifuss gegen Verdauungsstörungen, Schafgarbe gegen Sodbrennen, Bitterklee gegen Gallenbeschwerden, Enzian gegen Völlegefühl − Bitterstoffe beweisen ihre positiven Auswirkungen auf den menschlichen Körper bereits in kleinsten Mengen.
Bauchspeicheldrüse und Galle arbeiten auf Hochtouren, was zur Folge hat, dass Aufspaltung und Verdauung von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten optimiert werden. Das Ergebnis: Verdauungsbeschwerden oder Völlegefühl können deutlich vermindert werden. Außerdem beinhalten Lebensmittel mit Bittersubstanzen unter anderem Flavonoide, die Entzündungen eindämmen, sie verbessern die Resorption von Vitamin B12 aus dem Verdauungstrakt, regen die Basenbildung im Organismus an, unterstützen die Blutbildung und sollen dazu beitragen, Krankheitserreger aus dem Körper zu transportieren.
Frische und naturbelassene Lebensmittel
Viele gute Gründe also, dass Aperitif und Digestif in unserem Buch eine ganz besondere Stellung einnehmen − genauso wie die frischen Zutaten. Denn nur sie haben jene Inhaltsstoffe, die uns jung, schön und gesund halten. Convenience-Produkte, also Halbfertigprodukte, wie Obst aus der Dose oder dem Tetrapack, verlieren rasch an Qualität und Vitaminen, beinhalten dafür Aroma-, Farb- sowie Konservierungsmittel und ungesunde Stabilisatoren.
Nur bei frischen und möglichst naturbelassenen Lebensmitteln können wir sicher sein, dass sie uns Jungbrunnen und Lebenselixier sind.
Das heißt also auch, dass der fertige Fruchtsaft lieber im Regal stehen bleiben sollte, dafür darf in der Obstabteilung kräftig zugegriffen werden. In England und den USA wurde dieses Wissen schon längst in den Alltag übernommen: Frisch zubereitete Drinks namens Smoothie, die aus allerlei Obst- und Gemüsepürees gemixt werden, gehören dort zu einem wirklich guten Frühstück dazu. Je reiner und frischer, desto hochwertiger − so lautet die Devise. Bei unseren Cocktails gilt das natürlich für sämtliche Bestandteile.
Genuss und Gesundheit werden auf wunderbare Weise verquickt, und das mit nur ein paar Schlucken. Der Griff zu diesem so besonders gefüllten Cocktailglas verschafft uns unsere tägliche Obst- und Gemüseration und zusätzlich sämtliche wichtigen Inhaltsstoffe, die uns lange jung bleiben lassen.
Das ideale Rezept für Gesundheit, Schönheit und lang anhaltende Jugend lautet also: Man besinne sich auf Ursprüngliches, entdecke seit Jahrtausenden bekannte natürliche Heilmittel wieder, belebe diese und mixe sie mit den neuesten Erkenntnissen der modernen Anti-Aging-Medizin zu ausgeklügelten Drinks.
Apotheken als Erfinder der Cocktail-Bar
Cocktails aus Früchten, Kräutern, Gewürzen und hochwirksamen Alkoholika sind also sowohl nach ersten medizinischen Erkenntnissen der Ägypter als auch nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen eine perfekte Möglichkeit, den persönlichen Lifestyle zu verbessern und sich jung, fit und schön zu halten.
Aus diesem Blickwinkel ließen sich die ersten Apotheken und die damit verbundenen Erfindungen von Schnaps, Weinbrand oder Likören auch als Geburtsstunde der Cocktailbars bezeichnen und der Apotheker bzw. der Druide als erster Barkeeper.
Denn aus Medizin wurde ein Genussmittel, das – in Maßen genossen – seine gesundheitliche Wirkung bis heute nicht verfehlt.