Benjamin Romeo, Bodega Contador, Rioja, Spanien
Wenn vor zwanzig Jahren über spanische Weine geredet, oder geschrieben wurde, waren das so gut wie immer Weine aus Rioja. Weine aus anderen Regionen waren zu diesem Zeitpunkt nicht von Bedeutung. Heute liest und hört man fast ausschließlich nur noch News aus diesen «anderen Anbaugebieten»: Ribera del Duero, Toro, oder Navarra. Aber Rioja? Schon vergessen? Dank Weinmachern wie Benjamin Romeo, nein! Natürlich haben die Riojas herkömmlicher Art immer noch ihre Freunde und Liebhaber, aber Romeo hat schon 1995, als er noch bei Vinos Artadi Weine machte, erkannt, dass die Weine im modern ausgebauten Stil noch beliebter und begehrter sind.
So macht er heute am Stadtrand von San Vicente, in der hochmodernen, über 2500 qm großen, atemberaubenden Bodega, Weine vom «Allerfeinsten». Trotz der großartigen Architektur und technischen Ausrüstung im Keller sind Romeos ganzer Stolz seine 30 ha Rebbestand auf 400 – 600 Metern üdM. Mit sehr viel Spürsinn hat er sich hier aus den besten Lagen der Rioja Rebzeile für Rebzeile von bis zu hundert Jahre alte Parzellen ergattert. Romeos Weine zählen seit 2004 zu den Besten der Iberischen Halbinsel – und deshalb komme ich auch nicht daran vorbei, diesmal gleich alle 4 Rotweine vorzustellen.
Reifes Tannin, sanfter, fast samtiger Körper mit festem Nachdruck am Gaumen
Predicator 2008, sein Einstieg in die Rotweinszene ist alles andere als ein Zweitwein. Der Blend aus Tempranillo, Garnacha Tinta und Viura schmeckt supergut gekühlt zu Ziegenfrischkäse mit Feigenchutney. Im Duft Cassis und Kirschkompott pur, geschliffenes, reifes Tannin, sanfter, fast samtiger Körper mit festem Nachdruck am Gaumen. Die Flasche wird im Eiltempo geleert sein! 2008 La Cueva del Contador, ist ein reiner Tempranillo: Aristokratisch, stolz wie die Spanier selbst. Kein Kraftprotz oder Monsterwein. Nein, aber mit Muskeln, Sehnen und Nerv. Tannine die durch die Adern schießen, am Gaumen verweilen Fruchtkomponenten von schwarzen Beeren, Bitterschokolade, Kakao, Gewürze, Zedernholz. Eine Schönheit für sich.
Der dritte im Bunde ist der 2008 La Vina de Andrés. Ebenfalls ein reiner Tempranillo, vielschichtige Fruchtpalette, Brillanz schon im Ansatz, das Tüpfelchen auf dem I der Produktion. Der streng limitierte 2008 Contador (ebenfalls 100% Tempranillo) ist nur als Einzelflasche erhältlich. Für mich gilt er schlicht als Rohdiamant und Investment, das für die nächsten 10 Jahre in den Keller gehört.