Bodega Ferrer Bobet, Priorat, Spanien
Ein altes Sprichwort sagt: Probieren geht über studieren. Das ist auch beim Weintrinken so und macht jedem auch noch so erfahrenen Weinverkoster immer wieder klar, dass es hier keine feste Regeln gibt. Weder im Weinberg noch im Keller. Man wirft einen Blick auf das Etikett und verlässt sich auf die eigene Expertise, der Kenner hat über die zu erwartende Qualität und den Geschmack oft ein klares Bild vor Augen. Man stellt sich ein Produkt vor wie es sein wird – und ist nach der Probe mehr oder weniger überzeugt, und manchmal auch ziemlich überrascht. So ging es mir mit dem Priorat Ferrer Bobet 2008. Der erste abgefüllte Jahrgang aus dieser noch blutjungen Kellerei war 2005. Das wusste ich bei meiner Probe und erwartete dementsprechend einen weniger gehaltvollen, aromatischen, weniger dichten und satten Wein.
Frisch, lebendig, stark und kraftvoll
Ich dachte an weniger Frucht und viel mehr kernige, sperrige Tannine. Einen robusten, jungen und ungezähmten Burschen sah ich da auf mich zu kommen. Von wegen, nichts von all dem hatte ich unter der Nase und später am Gaumen. Die tiefschwarzrote Farbe überraschte schon mit ihrer Brillanz. Dann der opulente Duft der an einen ganzen Korb voller dunkler Beeren, Früchten und Gewürzen denken ließ. Mineralisch, rauchig, von Schiefer geprägt. Im Mund eine Fülle an weinigem Geschmack. Frisch, lebendig, Säure betont, aber angenehm, stark und kraftvoll. Ich würde mein Vorurteil revidieren und sagen, ein ganz, ganz großer Wein, auch wenn er aus einem noch jungen Projekt entstammt. Da steckt sehr viel Potential dahinter – ich bin gespannt, insbesondere auf die Entwicklung des Preises. An der Börse wäre er in Kürze nach meiner Einschätzung ein Blue-chip!