Qualitätswein, trocken, Weingut Ernst Dautel, Württemberg, Deutschland
Den Württembergern sagt man nach, dass sie ihren Wein lieber selber trinken als ihn anderen zu gönnen. Das würde auch erklären, warum selbst erfahrene Weintrinker häufig nicht wissen, dass unter den 13 deutschen Weinanbaugebieten Württemberg mit seinen etwas mehr als 11000 Hektar Rebfläche die fünftgrößte Region ist. Über die Weine Württembergs wird generell wenig, und wenn dann nur am Rande, gesprochen oder geschrieben. Ich finde das ist sehr schade, nicht weil auch ich Schwabe bin, sondern weil sich in den letzten zwanzig Jahren im Weinbau sehr viel positiv verändert hat.
Weiche Textur, geschmeidiger, stoffiger Körper
So auch im 11 Hektar großen Familienweingut der Dautels in Bönnigheim. Hier staunte ich nicht schlecht bei meinem letzten Besuch über den neuen Verkostungsraum und Faßkeller. Ernst Dautel zählt zu den ersten Weinmachern im Land, die mit Barrique Fässern experimentierten. Seine Rotweine zähle ich seit Jahren zu den Besten in Württemberg. Weshalb er aber in der Top-Steillage «Wurmberg» nur Trollingerreben stehen hat, bleibt mir unverständlich. Ich schätze seinen Lemberger «S» der für mich in guten Jahren ein Paradebeispiel für diese Rebsorte ist. Im Duft Aromen von Holundersaft, Brombeer, Gewürznelke, Lakritz, Wacholder, getrocknete Tomaten, gemahlener Pfeffer. Rauchige Noten von Holzkohle und Speck. Zartes, aber präsentes Tannin. Weiche Textur und geschmeidiger, stoffiger Körper. Nicht nur für eine Brotzeit zwischendurch. Wildbret mit Rotkraut, oder ganz raffiniert: einfach so zu reifen Erdbeeren.