Achaval Ferrer, Argentinien
Viele Weingüter und sehr viele Weinkeller habe ich im Laufe meiner Karriere als Sommelieré gesehen, aber keinen, weder vor, noch nach meinem Besuch 2008, wie jenen von Achaval Ferrer in Mendozza, Argentinien. Gewöhnlich hat man als Besucher in einem Weingut aus mehreren verständlichen Gründen bei der Weinlese keine Chance für einen Termin, weder für eine Degustation und schon gar nicht für eine Besichtigung. Bei Achaval Ferrer war dem nicht so. Und so konnte ich die Anlieferung und sofortige Verarbeitung der Malbectrauben aus der Ernte 2007 beobachten. Rundum im Geschehen, ein Anblick klinischer Reinheit ohne jeglichen Makel. Nicht einen Spritzer des tiefroten Traubensaftes entdeckte ich auf dem schneeweißen Boden bei der Verarbeitung der Beeren. Dafür sorgten die Besitzer und Freunde Santiago Achaval, Manuel Ferrer, Marcelo Victoria, Diego Rosso, Tiziano Siviero und Roberto Cipresso. Weinliebhaber aus dem Bereich Werbung die einen, Weinmacher die anderen. Vor einem Jahrzehnt wurde das Bilderbuch-Weingut in 1000 Meter Höhe am Fuß der Anden in Medrano, Mendoza, nach ihrem Konzept gebaut.
Breitgefächerte Aromatik, füllige Tannine
Die Weinberge mit sehr alten Malbecrebstöcken wurden ihnen mehr oder weniger wegen zu kleiner Erträgen von den alten Winzern fast geschenk. Zum Wohle aller, denn sie sind heute das Kapital des einzigartigen Weinguts. Die Weine des biodynamisch arbeitenden Betriebs sind so Zeitzeugen eines Landes, in dessen Weinbau noch viel investiert werden sollte. Die Basis dafür ist vorhanden, der Beweis dafür sind die wenigen Flaschen der drei Crus aus der Kellerei von Achaval Ferrer. Der reine Malbec „Finca Mirador“ aus Medrano wächst auf 700 Meter Höhe, am Ufer des Rio Runuyan. Auch er wird wie die beiden anderen Crus Altamira und Bella Vista ohne Filtration und Schönung abgefüllt. Ein farbintensiver Wein, der mit seiner breitgefächerten Aromatik schon beim ersten Riechen begeistert. Die Palette beginnt bei roten Blüten, geht über zu schwarzen Beeren und endet in einer Würze, die an Kräutersträucher, Wald und Unterholz denken lässt. Im Gaumen füllige Tannine, Kraft, ein eleganter, seidiger Stoff mit Power ohne Ende. Wie gut, dass es in Bordeaux keinen reinsortigen Malbec gibt, ein Wein wie dieser wäre unbezahlbar!