Seit langem wird das verblüffende Phänomen beobachtet, dass Fettsucht Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen beim Überleben hilft. Im Umkehrschluss kann das sogar bedeuten: Dünner ist unter Umständen kränker! Darauf wird jetzt in einer Warnung der American Heart Association ausdrücklich hingewiesen. Denn dieses Paradoxon gilt auch für Herz-Kreislauf-Probleme.
Höheres Sterberisiko für Dünnere
In einer Studie wurde das Schicksal von 570 Patienten verfolgt, die zwischen 2000 und 2005 wegen geschädigter Herzarterien behandelt wurden. Die Teilnehmer wurden in vier Kategorien gelistet: hohes oder niedriges Körperfett, sowie hohe oder niedrige Magermasse. In den folgenden Jahren verstarben 26 von ihnen. Es zeigte sich: Das Sterberisiko war für die dünneren, magereren unter diesen Herzkranken erheblich höher, verglichen mit den vermeintlich stärker Gefährdeten, bei denen das Körperfett den Magerfleischanteil deutlich sichtbar übertraf.
Rein statistisch wiesen die Dickeren generell mehr klinische Symptome für eine schwere Herzerkrankung auf – aber das wirkte sich für sie nicht tödlich aus. Die Patienten mit niedrigem Körperfett waren fast zehn Jahre älter und bei ihnen wurden auch ein geringerer Herzausstoß und ein grenzwertig niedriger Blutdruck gemessen.
Überlebenschancen für Dickere besser
Die Wissenschaftler (Dr. Carl J. Lavie, John Ochsner Heart & Vascular Institute, New Orleans, Dr. Robert Jasmer, MD; Associate Clinical Professor of Medicine, University of California, San Francisco) betonen: «Das bedeutet nicht, dass Übergewicht oder Fettsucht gut für das Herz sind. Aber, sobald ein Dicker oder Fettsüchtiger am Herzen erkrankt, sind seine Überlebenschancen höher als jene eines mageren Herzpatienten. Jene sind die wahren Risikopersonen, um die sich Ärzte besonders kümmern sollten.»
Ein wichtiger Hinweis an so manchen, der sich als nicht gefährdet einstuft. Die Erklärung liefert womöglich ein geschwächter Zustand der Muskeln des Herzens und der Gefäße im dünnen Körper. Bei Fettsüchtigen ist aufgrund des schweren Gewichts die Muskelstruktur in der Regel stärker trainiert und ausgebildet.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in der westlichen Welt.