Mehr als 2.200 als anti-bakteriell vermarktete Flüssigseifen gibt es rezeptfrei im Handel, und das wird zunehmend als Problem betrachtet. Die größten Hersteller werden jetzt aufgefordert nachzuweisen, dass ihre Produkte wirksamer sind als normale Seifen, und dass sie keinen Schaden anrichten.
Beliebte Flüssigkeitsseifen
Viele Menschen greifen lieber zu Flüssigseifen, u.a. aufgrund der einfacheren Aufbewahrung, dies hat jedoch nicht nur Vorteile. Schon alleine die Kosten für diese Produkte sind höher als für feste Seifen. Und: Man kommt weitaus nicht so lange mit der flüssigen Form aus, da man dazu neigt, öfter auf den Spender zu drücken, was bei der Hartseife wegfällt.
Auch für die Umwelt ist die Flüssigkseife schädlicher. Da wir mehr Seife verwenden als nötig, geraten auch mehr Reinigungssubstanzen ins Abwasser. Noch besorgniserregender sind die gesundheitsbedenklichen Substanzen, die in höherer Menge in der Flüssigkeitsseife zu finden sind.
Langzeitwirkung nicht abzuschätzen
Ob Flüssigseifen tatsächlich antibakteriell wirken, wenn sie gedankenlos, und nur einige Sekunden lang angewendet werden, ist außerdem fraglich. Klinische Vorschriften schreiben einen 30-Sekunden-Einsatz und die gründliche Verwendung von Nagelbürsten vor.
Riskante Aktiv-Wirkstoffe wie Triclosan belasten über Abfälle aus Kläranlagen zunehmend die Nahrungskette und die übrige Umwelt und werden sogar schon in der Muttermilch nachgewiesen. Der Hersteller einer flüssigen Seife mit dem Wirkstoff Triclosan betont, dass sie mehr Bakterien abtötet als jede andere. Aber Gesundheitsbehörden prüfen, ob ihre Anwendung gefahrlos ist. Die heute weltweit verbreitete Chemikalie wurde vor 40 Jahren speziell für Chirurgen eingeführt. Der tägliche Kontakt mit solchen Chemikalien hat Einfluss auf die Östrogene, auf das Testosteron und auf das Schilddrüsenhormon. Triclosan besitzt eine Langzeitwirkung, deren Folgen nicht abzuschätzen sind.
Produkte verboten
Wissenschaftler äußern sich seit Jahrzehnten besorgt über den großflächigen Einsatz von Triclosan. Im Tierversuch ändert die Chemikalie die Regulation von Hormonen der Schilddrüse und der Sexualorgane. Deshalb hat die FDA im September 2016 ein Verbot für Produkte auferlegt, die die Substanz enthalten. In der EU darf Triclosan laut Biozidverordnung nicht mehr in Hygieneprodukten eingesetzt werden.