Die Anfänge: Altersforschung und Anti-Aging Medizin

Der Ausdruck „Anti-Aging“ kommt aus dem Amerikanischen und bedeutet wortwörtlich übersetzt „Gegen das Altern“. So bezeichnet der Begriff Anti-Aging Medizin „Maßnahmen gegen das Altern“ ergreifen. Noch immer wird die Anti-Aging Medizin von vielen belächelt und als Lifestyle-Medizin bezeichnet. Allerdings kann die Erforschung des Alters nicht nur Prozesse aufzeigen, die das Altern verursachen. Es werden auch Wege gefunden, die den Alterungsprozess aufhalten, und ihm sogar entgegenwirken.

Anti-Aging Medizin steht für gesundes Altern

Dabei verhindert die Anti-Aging Medizin nicht das Altern, aber sie trägt dazu bei, auch im Alter vital, gesund und fit zu sein – und zu bleiben. Deshalb versteht sie sich als Vorsorge-, Prophylaxe- und Präventiv-Medizin. Sie grenzt sich von der Geriatrie ab, bei der allein die Behandlung von Alterskrankheiten im Mittelpunkt steht. Mit modernen Technologien werden altersbedingte Prozesse heute früh entdeckt und gemessen. Dadurch ist es möglich, diese frühzeitig zu behandeln, und folglich den Alterungsprozess zu verzögern.

Ganzheitliche Medizin

Im Vordergrund steht dabei der Ausgleich von Mangelerscheinungen, die für viele Alterserscheinungen verantwortlich sind. Für den Betroffenen werden Mangelzustände oft erst nach dem 40. Lebensjahr offensichtlich, wenn die Hormonproduktion langsam nachlässt. Die moderne Anti-Aging Medizin ist eine ganzheitliche Medizin, die in unterschiedlichen Bereichen ansetzt, um ein gesundes und vitales Leben zu erhalten oder wiederzuerlangen. Zu den Grundpfeilern der Anti-Aging Medizin gehört die Beratung und Therapie in folgenden Bereichen: Ernährung, Bewegung , ein ausgewogener und gesunder Lebensstil, die Einnahme von Vitalstoffen, die Hormonsubstitution, und damit die Vorbeugung von altersbedingten Erkrankungen.

Anti-Aging Medizin hat lange Geschichte

Die Sehnsucht nach der ewigen Jugend ist so alt wie die Menschheit selbst. Bereits im Mittelalter probierten die Menschen die angeblich verjüngende Wirkung von Nashornmehl und Stierhoden. Allerdings mit zweifelhaftem Erfolg. Die Alterungsprozesse des Körpers waren noch zu wenig bekannt, um Maßnahmen ergreifen zu können, die mehr als eine rein kosmetische Verschönerung bezweckten. Im 19. Jahrhundert beschäftigten sich Wissenschaftler mit der Erforschung des Alters und präventiven Maßnahmen gegen die Alterungsprozesse. Die Ergebnisse lesen sich heute exotisch. So spritzte sich der britische Physiologe Charles Edouard Brown-Sequard selbst Hodenextrakt aus Hunden oder Meerschweinchen und begründete damit – ohne es zu wissen – die Endokrinologie (Lehre der Hormone). Bis Mitte des 20. Jahrhunderts erschienen nur wenige einzelne Arbeiten zur Erforschung des Alters, z.B. die Theorie von Raymond Pearl von 1921, nach der das Altern Folge der Spezialisierung der Zellen wäre.

Die Anfänge der seriösen Anti-Aging Medizin liegen vor allem in den USA, wo bereits in den 50er Jahren mit der Erforschung des Alters, damit zusammenhängender Prozesse und präventiver Maßnahmen begonnen wurde. 1961 fand die „First White House Conference on Aging“ statt und bereits 1974 wurde das „National Institute on Aging“ in Baltimore als National Institutes of Health gegründet. Mittlerweile nimmt die Anti-Aging Medizin einen Platz in der medizinischen Forschung ein und ist ein fester Bestandteil der universitären Lehre und Forschung.

Heute regelrechter Boom in Deutschland

Lange Zeit war das Altern ein regelrechtes Tabuthema in Deutschland. Das Bild von der älteren Generation war geprägt von Krankheit und körperlichem sowie seelischem Verfall. Doch das Bewusstsein für ein qualitatives Leben bis in das hohe Alter hinein, ist nicht zuletzt durch die stetig steigende Anzahl älterer Menschen entstanden. Die Anti-Aging Medizin erlebt in Deutschland seit wenigen Jahren einen regelrechten Boom. Der seriöse Ansatz setzt in erster Linie bei der Prävention von altersbedingten Krankheiten an, um ein gesundes Leben bis ins hohe Alter zu erreichen.

Facharzt für Anti-Aging Medizin benötigt weltweite Standards

Ärzte, die sich mit der Thematik Anti-Aging und Präventivmedizin beschäftigen, kommen aus allen Fachgruppen. Der Arzt, der sich als Anti-Aging Arzt bezeichnet, muss sich die fachübergreifenden Inhalte dieser Wissenschaft speziell aneignen. Ihr Wissen über Altersprozesse und Anti-Aging Medizin lernen Ärzte in Weiterbildungen und bei internationalen Kongressen und Seminaren. Zur Zeit gibt es hier noch keine einheitliche Ausbildung.

Renommierte Anti-Aging Gesellschaften wie die German Society of Anti-Aging Medicine e. V. (GSAAM) und das European Centre for Aging Research and Education (ECARE) in Zusammenarbeit mit anderen internationalen Gesellschaften setzen sich jedoch dafür ein, weltweit Standards zu schaffen, die von allen Seiten offiziell anerkannt werden, und die Bezeichnung Facharzt für Anti-Aging Medizin festlegen. In der Datenbank, die die Suche nach einem Anti-Aging Mediziner vor Ort erleichtern soll, finden sich ausschließlich Ärzte, die sich intensiv mit dem Bereich beschäftigen, und ihr Wissen über die neuesten Anti-Aging Therapien laufend aktualisieren.