Ungerechte Ausgangslage: Frauen entwickeln eine Zuckerkrankheit bereits ab einem Übergewicht von 20 Prozent, während es für Männer erst ab 60 Prozent kritisch wird.
Alarm: Frauen mit Diabetes
Die Voraussetzungen für eine Explosion des Wissens über Gesundheitsfaktoren und Krankheiten waren noch nie so gut. Aus hunderten großen Bevölkerungsstudien stehen riesige Datenmengen zur Verfügung, und mit moderner Software lässt sich fast jeder Aspekt herausfiltern. So werden täglich interessante Erkenntnisse gefunden. Eine aktuelle Nachricht aus der Universität von Queensland in Sydney (Australien) schlägt Alarm bezüglich bisher unbekannter Risiken für Frauen mit Diabetes.
Die 64 ausgewählten Studien aus Europa, Amerika, Australien und Asien liefen fünf bis 30 Jahre lang. Ausgewertet wurden Aufzeichnungen von mehr als 360.000 Frauen, darunter knapp 13.000 (3,4 Prozent) mit Diabetes, sowie rund 498.000 Männer, darunter 23.900 Zuckerkranke (4,8 Prozent). Die Teilnehmer waren zu Beginn der Aufzeichnungen zwischen 20 und erstaunlichen 107 Jahre alt.
Erst Zucker, dann Herzinfarkt
Im Laufe der beobachteten Zeiträume ereigneten sich 28.203 schwere Erkrankungen der Herzgefäße (CHD). Dieses Risiko war unter den Geschlechtern sehr ungleich verteilt: Bei den zuckerkranken Frauen war ein um 44 Prozent höherer Anteil betroffen als bei den Männern! Auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Herzerkrankung sogar tödlich endet, war unter den diabetischen Patientinnen deutlich höher als unter den männlichen Patienten mit Diabetes. 2006 wurde schon in einer kleinen Studie das Sterberisiko für Frauen um 46 Prozent höher beziffert worden.
Frauen stärker gefährdet als Männer
Wissenschaftler finden für die großen Unterschiede zwischen Mann und Frau biologische Ursachen. Frauen entwickeln Diabetes bereits ab einem Übergewicht von 20 Prozent, während es für Männer erst ab 60 Prozent kritisch wird. Überschüssige Pfunde sind aber grundsätzlich eines der wichtigsten Auslöser für eine Zuckerkrankheit.
Lange unerkannt und unbehandelt
Und auch das wirkt sich aus: Frauen leben länger in einem unerkannten prä-diabetischen Zustand, weil die Fettanhäufungen an den Oberschenkeln und Hüften als unverdächtig gelten. Patientinnen mit Diabetes werden womöglich erst behandelt, wenn ihre Stoffwechsel-Werte wie Blutzucker und Insulin, sowie die Verfassung ihrer Gefäße keine andere Wahl lassen. Im Durchschnitt werden dabei aber nicht so deutliche Verbesserungen in Bezug auf Bluthochdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker erzielt wie bei männlichen Patienten.
Herzerkrankungen durch Schwangerschaftsdiabetes
Die Wissenschaftler vermuten, dass Frauen nach einer Schwangerschaftsdiabetes ganz besonders von Herzerkrankungen bedroht sind, jedoch nicht speziell ärztlich betreut werden. Möglicherweise müssen auch die Laborergebnisse künftig stärker geschlechtsspezifisch ausgewertet werden.