Von einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) sind etwa 10 bis 12 Prozent der Deutschen über 40 betroffen. Für diese schwerwiegende Atemwegserkrankung gibt es nach wie vor keine Heilung. Laut Studien könnte eine Testosteronersatztherapie hilfreich sein, um dem Fortschreiten der Krankheit entgegenzuwirken.
Atemwegserkrankung macht sich erst spät bemerkbar
Unter COPD versteht man eine Gruppe von Lungenkrankheiten, die chronische Bronchitis, Lungenaufblähung (Emphysem) und refraktäres Asthma umfasst. Oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie erkrankt sind, da erste Anzeichen häufig erst nach Jahren auftreten. Zu Beginn verläuft die Krankheit meist asymptomatisch. Erst später zeigen sich oft Symptome wie Husten, der immer mehr zunimmt, Auswurf und Atemnot. Mithilfe einer Spirometrie (Lungenfunktionstest) kann eine genaue Diagnose gestellt, und bestimmt werden, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist.
Behandlung bei COPD
Um die Erkrankung zu verbessern, können Medikamente wie Bronchienerweiterer angewendet werden, um die Atemmuskulatur zu entspannen. Auch eine Therapie mit Sauerstoff ist hilfreich, vor allem, wenn die Atemfunktion erheblich eingeschränkt ist. Der Einsatz von Ventilen oder eine Transplantation der Lungen wird meist als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen.
Darüber hinaus müssen Betroffene ihren Nikotinkonsum aufgeben, um ein Fortschreiten der Krankheit zu vermeiden. Patientenschulungen, die COPD-Patienten lehren, richtig zu inhalieren und zu atmen, sowie den Alltag mit der Krankheit zu bewältigen, sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Außerdem sollten sich Betroffene gegen Grippe und Lungenentzündung impfen lassen, um zu verhindern, dass diese Krankheiten die Atemprobleme weiter verschlimmern.
Wirksamkeit einer Testosteronersatztherapie
Neue Studien deuten an, dass eine Testosteronersatztherapie die Lungenfunktion verbessern könnte. Menschen mit COPD weisen häufig niedrige Testosteronspiegel auf, die durch einen Ersatz ausgeglichen werden können. Wissenschaftler des medizinischen Institutes der Universität Texas in Galveston zogen für ihre Forschungen erkrankte Männer heran, um die Effektivität von Testosteronersatztherapien zur Verlangsamung des Fortschreitens chronisch obstruktiver Lungenkrankheiten zu eruieren.
Im Rahmen der Studie wurden 450 Männer im Alter zwischen 40 und 63 Jahren untersucht, bei denen die Krankheit formal diagnostiziert worden war, und die sich zwischen 2005 und 2015 einer Testosteronersatztherapie unterzogen hatten. Darüber hinaus untersuchten die Forscher Daten des Gesundheitsministeriums, womit weitere 253 Männer ab 66 Jahren zu den Studienteilnehmern hinzukamen, bei denen die Krankheit ebenfalls feststand, und die von 2008 bis 2013 eine Testosteronersatztherapie verabreicht bekamen.
Weniger Krankenhausaufenthalte aufgrund von COPD
Die Wissenschaftler stellten fest, dass jene Studienteilnehmer, die in den 40ern waren, und eine Testosteronersatztherapie erhalten hatten, um 4,2 Prozent weniger oft aufgrund von COPD ins Krankenhaus mussten, im Vergleich zu jenen, die keine Testosteronersatztherapie erhalten hatten, sondern die Standard-Behandlung. Bei den älteren Probanden zeigte sich ein noch höherer Prozentsatz. Die Häufigkeit für Spitalsaufenthalte konnte um 9 Prozent reduziert werden.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Wissenschaftler rund um Jacques Baillargeon, Professor für Präventivmedizin und öffentliche Gesundheit, konnten durch ihre Studie belegen, dass eine Behandlung mit Testosteron durchaus vielversprechend ist. Es muss jedoch angemerkt werden, dass sich die Forschungen auf Männer beschränkten, weswegen mehr Studien nötig sind, um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit einer solchen Therapie zu bestätigen.
Andere Faktoren, wie die Ernährung und Lebensweise, müssten ebenfalls untersucht werden, um zu sehen, wie diese eine Testosteronersatztherapie beeinflussen. Zudem müsse die Frage geklärt werden, wie rasch eine solche Behandlung das Fortschreiten von COPD verhindern könne.