Für eine große Zahl pflanzlicher Substanzen findet die Forschung einfach keine zutreffende Bezeichnung. Die Rede ist von Molekülen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften: Sie sind häufig faserartig, in Flüssigkeit löslich und verdaulich – aber keineswegs immer. Das heißt, sie widerstehen unter Umständen im Verdauungstrakt allen Einwirkungen, lösen sich also nicht auf und üben dennoch bestimmte biologische Effekte aus. Wir nennen sie seit Jahrzehnten Ballaststoffe, während die Wissenschaft von «fiber» (englisch, Faser) spricht. Diese Fasern entstammen meistens den Gruppen Polyphenole, Isoflavone und Antioxidantien. Sie alle entwickeln nach dem Verzehr milde hormonelle Wirkungen im menschlichen Körper – sind also alles andere als «Ballast».
Wirkungsvolle Lignane
Abgeleitet vom lateinischen Begriff für Holz (lignum) bezeichnet Lignane eine besondere Klasse an Antioxidantien, Polyphenolen und Isoflavonen. Am stärksten ist die strukturelle Ähnlichkeit der Lignane mit der Gruppe der Sexualhormone.
Das ermöglicht durch Anbindung an gewisse Rezeptoren unserer Zellen sowohl den Ausgleich der nachlassenden Eigenproduktion als auch eine Abschwächung bei zu hoher Hormonproduktion. Auf diese Weise greifen Lignane in die Entwicklung hormonabhängiger Tumore (Brust, Prostata, Darm) ein. Neben der Einschränkung gewisser Krebsrisiken kann mit Lignanen zusätzlich eine Verbesserung der Herzgesundheit erzielt werden.
Schutz vor Bauchspeicheldrüsenkrebs
Seit Jahren wird nachgewiesen, dass derartige Faserstoffe in den Wechseljahren der Frau und des Mannes die Entwicklung hormonabhängiger Tumore in der Brust, der Prostata und im Darm hemmen. Neueste Forschungsergebnisse bestätigen überraschend auch einen sehr deutlichen Schutz vor Bauchspeicheldrüsenkrebs. Pankreas-Krebs gilt als die vierttödlichste Krankheit in der westlichen Welt. Die kaum zu stoppende Diabetes-Ausbreitung und Insulin-Resistenz bedroht massiv die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse.
Darin liegt die überragende Bedeutung der Erkenntnis, dass pflanzliche Ballaststoffe diese Drüse in hohem Maße schützen können. Der Aussage zu Grunde liegen Auswertungen der Ernährungsgewohnheiten von Pankreas-Patienten einerseits und Personen mit gesunder Bauchspeicheldrüse andrerseits.
Manche Faserstoffe effektiver als andere
Pflanzliche Faserstoffe reduzieren laut zahlreichen Studien auch die Risiken von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von Infektionen und von Atemwegerkrankungen. In Bezug auf die Bauchspeicheldrüse scheinen sie den Insulin-Stoffwechsel zu kontren und Entwicklungsphasen der Krebsentstehung zu blockieren.
Während die breite Öffentlichkeit von der Nützlichkeit gesunder Ballaststoffe mittlerweile überzeugt ist, fehlt weiterhin das genaue Wissen, welche Faserstoffe auf welche Weise schützen. So sind Moleküle bestimmter Früchte weit wirksamer als jene aus dem vollen Getreidekorn.