Frauen, die um die 50 herum mit dem Rauchen aufhören, reduzieren zwar die mit dem Tabakkonsum erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit, aber das unausweichlich verbleibende Risiko bis an ihr Lebensende gilt als erschreckend hoch. Bisherige Schätzungen darüber, wie sehr ein geschädigter weiblicher Organismus sich aus eigener Kraft erholen kann, waren wesentlich optimistischer.
Oxford-Studie
Das veröffentlicht die Universität Oxford in einer beeindruckenden Studie zu Ehren des Wissenschaftlers Richard Doll. Er wurde vor 100 Jahren geboren, und hat als Erster die Risiken des Rauchens erforscht. Die meisten Untersuchungen befassten sich jedoch mit männlichen Rauchern. Nur wenige Daten gab es bisher in Bezug auf Frauen, die sich von diesem Laster befreien konnten.
In die Oxford-Studie wurden von 1996 bis 2001 mehr als 1,3 Millionen Frauen der Geburtsjahrgänge 1938 bis 1946 einbezogen. Darunter 620.000 konsequente Nichtraucherinnen, 329.000 ehemalige und 232.000 aktuelle Raucherinnen. Mehr als 100.000 Teilnehmerinnen wurden wegen Vorerkrankungen nicht mitgerechnet.
Lungenkrebs bei Raucherinnen
Innerhalb von drei Jahren nach Studienbeginn quittierten 23 Prozent das Rauchen, innerhalb von acht Jahren 44 Prozent. In dieser Zeit verstarben 66.000 (ca. 6 Prozent). Den größeren Anteil daran hatten Raucherinnen. Für sie schicksalshaft waren erwartungsgemäß vor allem Lungenerkrankungen generell und Lungenkrebs.
Darüber hinaus führten Raucherinnen insgesamt bei 23 der 30 häufigsten Todesursachen die Listen an. Unerwartete Beispiele: Bauchspeicheldrebs, Nervenleiden, und unbeabsichtigte sowie beabsichtigte Verletzungen.
Sterberisiko bei Ex-Raucherinnen um 20 Prozent erhöht
Am stärksten überraschten anhaltende Risiken bei Ex-Raucherinnen. Wer zwischen 35 und 44 Jahren damit aufhörte, war weiterhin mit einem um 20 Prozent erhöhten Sterberisiko belastet, verglichen mit Nichtraucherinnen.
«Zwanzig Prozent hört sich niedrig an», argumentierten die Wissenschaftler, «aber es bedeutet: Jeder sechste Todesfall in dieser Altersgruppe von ehemaligen Raucherinnen ist verfrüht.» Diese drohende Nachwirkung des Rauchens stieg bei der Gruppe von 45 bis 54 Jahren sogar auf 56 Prozent an.
Auch Männer betroffen
Bereits vor knapp zehn Jahren wurde am Institut für Suchtforschung der Universität Zürich die Auswirkung von Zigarettenkonsum auf die Lebenserwartung von 1668 Männern und Frauen untersucht. Die Ergebnisse verblüfften jedoch immer noch: Im Vergleich zu Nichtrauchern besitzen Raucher ein 2,1-fach höheres Sterblichkeitsrisiko. Auch leichte Raucher, die mit ein bis fünf Zigaretten täglich auskommen, setzen leichtfertig ihr Leben aufs Spiel. Wer regelmäßig (bis zu 20-mal am Tag) oder besonders oft (mehr als 20-mal am Tag) zum Glimmstängel greift, hat eine fünf- bis achtmal geringere Lebenserwartung als nichtrauchende Altersgenossen.
Übrigens: Es lohnt sich, das Rauchen vollständig aufzugeben. Bei Exrauchern ist das Sterblichkeitsrisiko nur 1,2-mal höher als bei Nichtrauchern. Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO errechnet hat, sterben weltweit 560 Menschen pro Stunde am Tabakgenuss. Falls entsprechende Gegenmaßnahmen ausbleiben, wird sich die Zahl bis zum Jahr 2020 fast verdoppeln, von derzeit 4,9 auf 8,4 Millionen jährlich.